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Ehrlicher Sünden-Check: Wie mustergültig ist mein Diabetesmanagement?

4 Kommentare

Lisa hat mit ihrem heutigen Blogpost ein paar Tabus angesprochen, über die Diabetiker nicht sprechen, die sie aber wider besseres Wissen trotzdem tun.

Es geht um das konsequente Händewaschen vor dem Blutzuckermessen, das regelmäßige Wechseln der Lanzetten und Pen-Nadeln und das Desinfizieren der Haut vor dem Katheterwechsel. Okay, letzteres ist für mich kein relevantes Thema, da ich keine Pumpe trage. Doch die anderen Punkte kenne ich nur zu gut, da weicht mein Verhalten auch ab und an von dem ab, was ich in meiner Schulung gelernt habe. Machen wir also einmal den ganz ehrlichen Check: Wie mustergültig ist mein Diabetesmanagement?

Händewaschen: In der ersten Zeit nach meiner Diagnose habe ich mich zum Blutzuckermessen am liebsten zurückgezogen, da gehörte Händewaschen immer zum Ritual dazu, beinahe ohne Ausnahmen. Seit ich irgendwann einen Haufen andere Typ-1-Diabetiker kennen gelernt habe, die mir gezeigt haben, dass es im Normalfall kein Problem ist, in der Öffentlichkeit zu messen, bin ich in diesem Punkt etwas laxer geworden. Es gibt eben nicht überall die Möglichkeit, sich schnell mal die Hände zu waschen, bevor man den Zuckerwert checkt. Seit ich das Freestyle Libre benutze, spielt dieser Punkt allerdings keine so große Rolle mehr für mich. Dem Scanner ist es egal, ob ich schwarze Trauerränder unter den Nägeln und Schokoreste an den Fingern habe. Und mir ist es egal, wenn zum Schlafengehen das Blutzuckermessgerät manchmal einen um 30 mg/dl höheren Wert als das Lesegerät des Freestyle Libre anzeigt, weil ich mir gerade zuvor die Füße eingecremt habe (was man als Diabetiker ja auch täglich tun soll, wie man überall nachlesen kann, wobei ich ungefähr jeden zweiten Abend daran denke).

Lanzettenwechsel: In diesem Punkt kann ich mir tatsächlich auf die Schulter klopfen. Ich nutze das Accu-Chek Mobile mit seiner 6-Lanzetten-Trommel. Vor jeder morgendlichen Nüchternmessung (die bei mir auch mit Freestyle Libre weiter zum Tagesablauf gehört) drehe ich die Lanzetten-Trommel einen Schritt weiter. Die abendliche Blutzuckermessung vor dem Schlafengehen führe ich auch mit dieser Lanzette durch, aber nach zwei Einsätzen ist eine neue dran.

Pen-Nadeln: In meiner Schulung unmittelbar nach der Diagnose wurde mir geraten, beim Pen mit dem Bolusinsulin mindestens einmal am Tag die Nadel zu wechseln und beim Pen mit dem Basalinsulin (Lantus) vor jeder Injektion, weil Lantus eher dazu neige, die Nadel zu verstopfen. Das habe ich noch nie hinterfragt und immer brav die Nadeln für mein Lantus gewechselt. Beim Bolusinsulin ist es allerdings schon vorgekommen, dass ich nicht mehr allzu viele Pen-Nadeln übrig hatte, aber keine Lust auf einen Extrabesuch in meiner Diabetespraxis für ein neues Rezept hatte, weil ich eine Woche später ohnehin einen Diadoc-Termin hatte. Dann habe ich… nun ja, nennen wir es mal „sehr effektiv gehaushaltet“ mit meinen verbliebenen Nadeln. Weil ich es aber gar nicht gewohnt bin, die Nadeln lange zu benutzen, fühlte sich das für mich überhaupt nicht gut an. Ihr wisst schon: dieses Gefühl, wenn die Nadel nicht gleich die Haut durchdringt, sondern erst einmal abfedert und man mit Schmackes zustoßen muss. Gefällt mir nicht. Deshalb schüttelt es mich auch, wenn ich sehe, dass manche andere Diabetiker durch ihre Kleidung hindurch (womöglich sogar durch festen Jeansstoff!) spritzen und nur selten ihre Nadeln wechseln. Das muss doch höllisch weh tun?

Diabetes-Tagebuch: Ich habe aber eine andere kleine Schwäche, die Lisa in ihrem Beitrag gar nicht erwähnt hat, die aber mit Sicherheit auch andere kennen. Ab und zu frisiere ich die Daten in meinem Tagebuch. Das geht nicht so weit, dass ich Messungen auslasse und mir einfach Fantasiedaten notiere. Aber wenn ich zum Beispiel mit dem Freestyle Libre einen Wert messe, der mir komisch vorkommt, so dass ich mit dem Blutzuckermessgerät nachmesse, dann kann es sein, dass ich in meiner mySugr App den Wert eintrage, der mir besser gefällt. Oder wenn ich eine Stunde nach dem Essen meinen Glukosewert scanne und über meinem Zielwert liege, weil ich vielleicht einen etwas zu kurzen Spritz-Ess-Abstand eingehalten habe, dann warte ich noch ein Weilchen, messe erneut und trage den Wert erst dann ein, wenn er wieder im Zielbereich liegt – möglicherweise, weil ich mir meine laufende „No Hitter“-Challenge bei mySugr nicht versauen möchte. Ich weiß, dass das albern ist. Und dass man sich selbst mit dem Freestyle Libre und seinen lückenlosen Glukosekurven ohnehin nicht mehr selbst bescheißen kann. Ich mache es trotzdem manchmal. 🙂

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Gestern war ich ehrlich, habe nach dem Abendessen nochmal nach den Nudeln geschaut und mySugr den 178er-Wert nicht verschwiegen. Aber manchmal… hmmm…

Ich denke allerdings, dass es sich bei mir eher um lässliche Sünden handelt. Immerhin hatte ich noch keine Null-Bock-Phase, in der ich gar nicht gemessen oder gespritzt habe. Und dann womöglich ein Blutzuckertagebuch komplett gefälscht habe, damit mein Diadoc beim Quartalscheck nicht die Stirn runzelt. Meist bin ich ehrlich mit mir selbst, denn alles andere zahlt sich einfach nicht aus. Wie sieht es bei euch aus?

4 Kommentare zu “Ehrlicher Sünden-Check: Wie mustergültig ist mein Diabetesmanagement?

  1. Hallo toller Beitrag! Die Pen-Nadeln täglich zu wechseln ist echt sehr wichtig! Liebe Grüsse 🙂

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  2. Das könnte mir nicht passieren, weil ich gleich zwei Adler hier habe 😂
    Man muss sich mal vorstellen mein Sohn von 6 ist genauso streng in den Dingen wie mein Mann mit 34 und zur Not tragen sie die Daten aus dem Speicher nach…
    Ich messe noch immer schön brav bis zu 15x mal am Tag und auch immer mit neuen Lanzetten, weil ich schon ein paar mal – vor allem im Urlaub – zu schludig war und entzündete Fingerkuppen bzw Ohrläppchen hatte… Bei Babsi und Boris (meinen Pens) würde ich zumal meist aussehen wie das Krümelmonster schön blau, wenn ich da nich nach jedem Pieks wechsel… nee nee ich bin da brav aber wie sieht es ist weiteren 6 oder 10j aus? Ich glaube, sobald ich faul werden sollte würde ich auf ein CGM umsteigen, aber noch funktionieren die Teile bei mir nicht genau genug…

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  3. Ohja, das Tagebuch!! Das habe ich ganz vergessen. Wohl, weil ich es allgemein des öfteren vergesse. So Lückenhaft sieht es dann auch leider aus. Aber da arbeite ich gerade hart dran. Ich tausche mich ein mal in der Woche mit einer anderen Diabetikerin aus und wir zeigen uns unsere Tagebücher – zur Motivation es zu führen und das kalppt wirklich gut!
    Liebe Grüße,
    Lisa

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