Wer mir auf Instagram folgt, hat es vielleicht gesehen: Im Diabetesmonat November hatte ich einen Pullunder auf der Nadel, den ringsrum das insgeheime Motto der Diabetes-Community ziert.
Ich hatte schon seit Jahren vorgehabt, mal eine Mütze oder einen Pulli mit dem Einstrickmuster I >∧∨zu stricken. Weil ich den Spruch „I am greater than my highs and lows“ insbesondere in Bezug auf den Diabetes (aber natürlich auch sonst) so treffend finde. Und weil ich ohnehin gern stricke, meist ohne vorgegebene Muster oder Anleitungen.
Beim Aufräumen meiner Garnbestände fielen mir im Herbst ein paar Stränge „Frankenwolle“ in den Farben Salbei und Petrol in die Hände . Für alle, die nicht in der Strick- und Häkel-Community zu Hause sind, hierzu ein kleiner Exkurs: Die allermeiste Schurwolle, die im Handel hierzulande angeboten wird, stammt aus Australien oder Neuseeland. Dort gibt es einfach viele Schafe, insbesondere Merino-Schafe, die eigens für die Wollproduktion gezüchtet werden. Auf Überzüchtung und üble Praktiken wie Mulesing will ich hier gar nicht näher eingehen. Allerdings warfen sie bei mir die Frage auf, warum es in den Garnläden eigentlich keine Wolle von hiesigen Schafen gibt. Zumindest an den Küsten Norddeutschlands tummeln sich ja doch einige. Wenn man deren Wolle zu Garn verspinnen würde, hätte man nicht nur mulesingfreies Material, sondern auch weniger CO2-Emissionen für den Transport verursacht. Beides absolut in meinem Sinne.
Regionale Produktion aus Wolle von heimischen Schafen
Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass die Wolle deutscher Schafe ganz überwiegend nicht für die Garnproduktion genutzt wird, weil es zu aufwändig und damit zu teuer ist. Doch natürlich werden auch die hiesigen Schafe geschoren. Ihre Wolle wird daher in der Regel meist in der Landwirtschaft untergepflügt oder als Dämmmaterial im Hausbau verwendet. Zumindest letzteres scheint mir zwar eine durchaus sinnvolle Nutzung zu sein, doch ein bisschen schade ist es doch auch um das schöne Material, oder? Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine ganze Reihe kleiner Unternehmen, die auch in Bezug auf Wolle auf mehr Regionalität setzen und deshalb begonnen haben, die Wolle hiesiger Schafe zu verspinnen. Das Label Frankenwolle war das erste, das ich bei meiner Recherche entdeckt habe. Seit ich ihm auf Instagram folge, werden mir in meine Timeline (ausnahmsweise mal Danke an den diesbezüglich doch recht penetranten Instagram-Algorithmus!) ständig die Profile ähnlicher Unternehmen nahegelegt. So kann man auch bei Wanderschäferei Paula, Westfalenwolle, Mährlewolle, Finkhof oder Föhrwolle (es gibt mit Sicherheit noch viele weitere!) Garne aus der Wolle heimischer Schafe kaufen. Ich finde das großartig!
Rapport mit 49 Maschen Breite und 14 Reihen Höhe
Und nun habe ich aus ein paar Strängen Frankenwolle in lindgrün/dunkelgrün also einen Pullunder mit Einstrickmuster gemacht, das ich zuvor ausgetüftelt und berechnet habe. Er ist zwar nicht mehr im Diabetesmonat November fertiggeworden, aber man sollte sich ja rund ums Jahr immer mal daran erinnern, dass man sich von den Höhen und Tiefen des (Diabetes)Alltags nicht unterkriegen lassen sollte. Hier findet ihr das Ergebnis und die Strickschrift, falls ihr etwas Ähnliches fabrizieren möchtet. Ich habe den Pullunder von unten begonnen und bis zu den Armausschnitten in Runden gestrickt. Das Motto I >∧∨ taucht 5x pro Runde auf – dazwischen habe ich jeweils einen „Platzhalter“ gestrickt. Ein Rapport hat auf diese Weise eine Breite von 49 Maschen und eine Höhe von 14 Reihen. Ringsrum ergab das für meinen Pullunder 245 Maschen in einer Runde. Je nach Garnstärke und gewünschter Größe kann das natürlich alles anders ausfallen. Falls ihr nun auf die Idee kommt, das Muster I >∧∨ ebenfalls zu verstricken, würde ich mich freuen, wenn ihr mir die Ergebnisse zeigt! Nun aber wünsche ich euch allen erst einmal einen entspannten Jahreswechsel und einen guten Start ins Jahr 2025!



