Am vergangenen Dienstag wurde Ulrike Thurm, die Vorsitzende der IDAA, mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland – besser bekannt als ‚Bundesverdienstkreuz‘ – ausgezeichnet. Und zwar dafür, dass sie sich seit Jahrzehnten dafür stark macht, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes nicht aus Spitzen-, Leistungs- und Freizeitsport ausgeschlossen werden, sondern die erforderliche Unterstützung erhalten.
Meine eigene Typ-1-Diagnose liegt ja noch nicht soooo lange zurück. Als ich 2010 unfreiwilliges Mitglied im Club der Bauchspeicheldrüsengeschädigten wurde, war die Diabetologie schon auf einem ziemlich modernen Stand. Mir trichterte zum Beispiel niemand ein, dass ich zu ganz bestimmten Tageszeiten ganz bestimmte Mengen Kohlenhydrate zu mir nehmen und dafür von meinem Behandlungsteam festgelegte Mengen Insulin spritzen muss. Ich hatte von Anfang an Zugang zu modernen Blutzuckermessgeräten, wenige Jahre später auch zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Wenn Leute, die schon viele Jahrzehnte mit Typ-1-Diabetes leben, von den Therapiemöglichkeiten ihrer Anfangszeit erzählen (Glasspritzen und dicke Nadeln, die ausgekocht werden mussten oder Becher mit Sammelurin, die für die wöchentliche Urinzuckermessung auf der Fensterbank herumstanden…), dann überkommt mich immer ein eigenartiger wohliger Schauer: Wie gut, dass ich mich im Hier und Jetzt nicht mit so etwas herumschlagen muss! Und ganz ähnlich geht es mir mit Erzählungen aus der Zeit, in der Menschen mit Typ-1-Diabetes klipp und klar gesagt wurde, dass sie Leistungssport – ach was, eigentlich jede Art von ernstzunehmendem Sport – ganz einfach vergessen können, weil er mit der Stoffwechselerkrankung nicht zu vereinbaren ist. Das sind Storys aus einer Zeit, in der Ulrike Thurm noch nicht auf der Bildfläche erschienen war und die Diabetes- und Sportszene aufgemischt hat.
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