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Echte Geschichten aus meinem bewegten Leben mit Typ-1-Diabetes

Mit einem IDAA-Team bei der Vätternrundan 2024 – Teil 3

Ein Kommentar

Last but not least berichtet uns heute mit Bianca nun auch die Dritte im Bunde von ihren Erfahrungen bei dem diesjährigen Radrennen rund um den Vätternsee. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwünsch an alle Finisher!

Ich bewundere Bianca wirklich dafür, wie zäh sie trotz diverser Widrigkeiten durchgehalten hat. Wirklich allerallerspätestens in dem Moment, in dem ihr Mann ihr 30 Kilometer vor dem Ziel mit dem Auto noch Ersatz-Equipment vorbeibrachte, hätte ich auf meinen Schweinehunds gehört. Der hätte mir nämlich garantiert nahegelegt, Regen und Kälte umgehend gegen ein warmes Plätzchen mit Sitzheizung zu tauschen. Aber lest selbst, was Bianca zu erzählen hat!

Biancas Erinnerungen an die Vätternrundan 2024: Es kommt ja immer anders als gedacht
Sommer 2023 dachte ich noch: „Ach , ich würde so gerne mal die Vätternrunde in Schweden fahren…“
Als Christoph dann im August anfragte, ob wir wohl Lust haben, bei der Vätternrundan 2024 zu starten, war klar, dass ich ja sagte. Also gesagt getan: Das Ferienhaus in Motala war schnell gebucht, und die Motivation hoch fürs Wintertraining. Viel Rollentraining im Winter und ein nasses Frühjahr später – mit so einigen Kilometern in den Beinen – ist es dann soweit: Wir nehmen die Fähre nach Schweden, haben noch ein paar schöne Tage, und dann ist auch schon soweit:

Vätternrundan: Start 05:46 Uhr, 316 Kilometer und jede Menge Höhenmeter

Am Abend vorher stelle ich den den Omnipod5 auf 24 h Aktivität, also ein Zielwert von 150 mg/dl und dann los! Zum Start ist es frisch, 10°C, wir stehen in unserer Startgruppe, Tobi verabschiedet sich vorm Start mit einem Platten, Christoph startet zügig durch

Ich fahre erst mit der Startgruppe, doch das Tempo ist hoch, viel zu hoch für mich. Nach einer Stunde mit Puls 160 lasse ich die Gruppe ziehen, und fahre alleine, so soll es dann auch die meiste Zeit des Tages bleiben. Das ist der Nachteil an der späten Startzeit: Die etwas langsameren Fahrer*innnen sind schon unterwegs. Ich radle, nehme jede Verpflegungsstation mit, habe zwar meine gut gefüllte Gelflasche mit, doch mit warmen Kaffee, Brötchen und sonstigen Schwedischen Leckereien zwischendrin radelt es sich leichter, wird ja ein langer Tag.

Nach Jönköping wechselt das Wetter: Es wird windiger, bedeckter – und gefühlt hören die Anstiege nicht mehr auf. Doch bis Kilometer 150 ist alles gut, die östliche Seeseite landschaftlich schön, Rolling Hills, meine Beine fühlen sich gut an, der BZ im Rahmen. Dann fängt mein Knie an zu zwicken – erst wenig, aber dann immer mehr, erst 100 Kilometer später stelle ich fest das ein kleiner Stein in meinen Klicks ist, was wohl das Knie ein wenig verdreht hat.

Dann kommt endlich das nur „noch 100 km“-Schild – und fast gleichzeitig kann ich vorne nicht mehr schalten, es bleibt nur noch das kleine Kettenblatt. Puhhh das ist doof, so wird es mit Geschwindigkeit aufnehmen schon schwieriger, woran das liegt, ich habe keine Ahnung… An der nächsten Verpflegungsstation in Boviken sind junge schwedische sehr hilfsbereite Mechaniker, die sich auf Ursachensuche machen. Es dauert ewig, eine App von Schimano muss heruntergeladen, die Schaltung ausgelesen werden, das alles bei schlechtem Netz. Fast 1,5 Std später heißt es dann, meine Batterie im rechten Lenker sei leer. Ich wusste, dass ich nen Akku für die elektronische Schaltung hab, aber zusätzliche Batterien?! Ich fahre also weiter und halte an den nächsten Tankstellen, Läden aber niemand hat 16/32-Batterien.

Irgendwann ist es mir dann egal, ich trete die kleinen Gänge und freue mich darüber, dass es nur noch ca. 90 Kilometer sind („ach, nur noch die Radstrecke einer Mitteldistanz“). Die Höhenmeter hören jedoch nicht auf, es wird auch langsam nass und der Wind kommt natürlich von vorn…. In Akernsund bei Kilometer 256 wird mir klar, dass es bei dem Regen und der voraussichtlichen Geschwindigkeit mit einem DaylightFinish nichts mehr wird. Ich rufe also meinen Mann Bernd an und frage ihn, ob er mir mein Licht zur nächsten Verpflegungsstation bringt. Leider ist der Empfang so schlecht, dass die Verbindung abbricht und ich mich fluchend weiter auf den Weg mache. Im Dunkeln und völlig durchnässt komme ich an der letzten Station an, da steht Bernd mit Licht und ner trockenen Jacke, und es geht auf in die letzten 30 km.

Im Ziel bin ich froh, dass es endlich vorbei ist. Wir fahren in unser Ferienhaus, und ein Käsebrötchen und warmen Tee später ist auch schon fast wieder alles gut. Der BZ, der mich sonst so oft ausbremst, war brav: eher zu hoch, und regelmäßige vorsichtige Bolusgaben ließen eine gute Energieversorgung zu.

Ob ich das wieder machen würde? Klar, gerne ein paar Grad wärmer, bei Sonnenschein, Startzeit abends, um ein paar gleichstarke Radler zu finden – und dann ist Schweden und die Vätternrundan es wert. Eine Erfahrung mehr, die Medaille etwas schwerer erkämpft als gedacht…

Ein Kommentar zu “Mit einem IDAA-Team bei der Vätternrundan 2024 – Teil 3

  1. Avatar von Jens

    Danke Bianca für Deinen Bericht. Auch Deine Infos zum BZ-Managent fand ich spannend. Es ist ja nicht einfach solch lange und extreme Belastungen im Griff zu behalten.

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