Am 12. November 2014 habe ich hier meinen ersten Blogbeitrag veröffentlicht. Knapp 500 Beiträge sind seither erschienen. Und obwohl die Diabetesblog-Szene inzwischen fast geschlossen zu Instagram umgezogen ist, werde ich hier die Stellung halten.
Als ich vor 10 Jahren anfing, hier auf WordPress über mein Leben mit Typ-1-Diabetes zu bloggen, hatte ich noch keine genaue Vorstellung davon, wie lange ich das alles durchziehen, wie häufig ich schreiben und welche Themen ich im Laufe der Zeit aufgreifen würde. Ich hatte lediglich das diffuse Gefühl, dass ich mit meinem Diabetes manche Sachen erlebe, die auch für andere interessant sein könnten.
Als „Journalistin mit Hobby Schreiben“, wie mein Mann Christoph mich gern vorstellt, lasse ich mich halt gern schriftlich zu den Dingen aus, die mich in irgendeiner Weise bewegen. Und so ist nun die doch recht erstaunliche Zahl von 493 Blogbeiträgen (dieser nicht mitgerechnet) zusammengekommen, die ich seither veröffentlicht habe. Ein bisschen schade ist es ja, dass ich zum runden Geburtstag die 500 nicht voll bekommen habe. Aber hey, man kann nicht alles haben!

Viele Blogs sind zu Instagram rübergewandert
Seit dem Start von Süß, happy und fit hat sich die Szene der Diabetesblogs gewaltig verändert. Seinerzeit kam ich phasenweise kaum hinterher mit dem Lesen, so viele Typ-Einser hatten auf einmal ihre Liebe zum Schreiben entdeckt und wollten andere an ihrem Leben mit Diabetes teilhaben lassen. Im Verlauf der Jahre musste ich immer wieder mal einzelne Blogs aus der Linkroll löschen, die zwischenzeitlich wieder vom Netz gegangen waren. Darunter auch etliche „Urgesteine“ der Blog-Szene. Viele der vormals so aktiven Blogger*innen sind dennoch nicht von der Bildfläche verschwunden, sondern einfach zu Instagram & Co. umgezogen. Wer sich mit der Community austauschen möchte, findet dort jede Menge Konten, die sich mit Diabetes in all seinen Facetten beschäftigen. Ich finde das einerseits toll, denn auf Instagram ist der Kontakt direkter, es findet deutlich mehr Austausch statt als in den Kommentarbereichen von Blogs. Ich selbst bin allerdings noch nie auf die Idee gekommen, mein Blog hier einzustampfen und meine gesamten Aktivitäten zu Instagram zu verlagern.
Was dem Algorithmus gefällt, ist eine Wissenschaft für sich
Denn es gibt auch eine Menge Dinge, die mich an den Social Media-Plattformen gehörig nerven. Wenn die Plattformbetreiber mal wieder beschließen, den jeweiligen Algorithmus zu ändern, bedeutet das bei Instagram beispielsweise, dass statt quadratischer auf einmal hochformatige Fotos goutiert werden oder Reels generell mehr Reichweite erzielen als statische Fotos. Denn es ist ja nicht so, dass Instagram meinen Content allen in die Timeline spült, die irgendwann mal auf „Folgen“ geklickt haben. Nein, damit meine Beiträge möglichst vielen meiner Follower (und vielleicht auch noch weiteren Leuten) ausgespielt werden, muss ich am besten mehrfach täglich etwas posten, wovon mindestens die Hälfte der Beiträge Video-Content sein sollte. Außerdem muss ich darauf achten, dass das Verhältnis zwischen der Zahl meiner Follower und der Zahl der von mir gefolgten Konten mindestens 3:1 beträgt. Folge ich mehr Konten als ich selbst Follower habe, stuft der Algorithmus meinen Content automatisch als weniger wertvoll ein als den von Konten, bei denen das Verhältnis umgekehrt ist. Dann gilt es noch die richtigen Hashtags zu setzen: nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige, ein paar Mainstream-Hashtags, aber auch ein paar unbekannte und dafür besonders einfallsreiche… Das sind jetzt nur die Kriterien, die mir aus einem Social Media-Seminar vor ein paar Jahren in Erinnerung geblieben sind – es gibt sicherlich noch viele mehr, die sich gar nicht erst zu mir herumgesprochen haben. Darüber hinaus weiß ich von anderen Journalist*innen, dass Instagram z. B. die Tendenz hat, politische Inhalte unter den Tisch fallen zu lassen, wohingegen Lifestyle-Themen eine viel größere Chance auf Reichweite haben. What the f**k?
Ich möchte selbst bestimmen, was ich in meiner Timeline sehe
Für mich ist deshalb klar: Ich möchte mich nicht ausschließlich dem Algorithmus einer solchen Plattform unterwerfen, der meinen Content automatisch nach für mich nicht unbedingt nachvollziehbaren und sinnvollen Kriterien bewertet. Ich sehe ja an meinem eigenen Nutzungsverhalten, wie einseitig der Content werden kann, der einem präsentiert wird: Seit ich mir häufiger mal Video von Ü50-Fitness-Influencerinnen reingezogen habe, besteht meine Timeline zur Hälfte als solchen Beiträgen. Andere Konten, denen ich aus guten Gründen folge, haben dagegen kaum noch eine Chance, sie werden mir einfach nicht mehr eingespielt, wenn ich nicht ganz aktiv dagegensteuere. Dabei hätte ich gern selbst die Kontrolle darüber, was ich in meiner Timeline sehe.
E-Mail-Benachrichtigung zu jedem neuen Blogbeitrag – yay!
Da lobe ich mir mein gutes altes Blog: Wenn du mich hier auf WordPress abonnierst, wirst du über jeden neuen Blogbeitrag mit einer ebenso guten alten E-Mail informiert. Und zwar unabhängig davon, ob du diese Benachrichtungen ungelesen löschst, ob du sofort oder erst drei Tage später auf den Link klickst oder ob du die Benachrichtigungsmail an zehn andere Menschen weiterleitest. Und auch unabhängig davon, welches Thema und welche Länge mein Blogbeitrag hat oder welche Farbe auf dem Header-Foto dominiert. Das finde ich bestechend einfach und gut.
Für mich ist der Instagram-Auftritt von Süß, happy und fit daher in erster Linie ein Vehikel, um die Community auf neue Blogbeiträge aufmerksam zu machen. Gelegentlich teile ich auch mal Bilder, die mit wenig Text auskommen. Aber wenn ich wirklich etwas zu sagen habe, das für mein Empfinden öffentlich werden sollte, dann ist auch weiterhin mein Blog die Plattform meiner Wahl. Ob das 2034 auch noch so sein wird? Dann bin ich noch einmal zehn Jahre älter als heute, und nach der Generation Z und Alpha ist schon wieder eine neue Generation (Beta?) mit noch einmal anderen digitalen Gewohnheiten am Start. Mal schauen, wie ich dann über’s Bloggen und Social Media denke!
