Heute ist es auf den Tag genau 15 Jahre her, dass ich vom Hausarzt zum Diabetologen geschickt wurde, weil mein Blutzuckerwert absurd hoch war. Ist so ein Jahrestag ein Grund zum Feiern? Ich persönlich schmeiße zwar keine fette Party, aber ein bisschen feierlich ist mir jedes Jahr an diesem besonderen Tag dann doch zumute.
Heute morgen beim Frühstück beschwerte ich mich – mehr im Scherz als im Ernst – bei Christoph, dass er mir noch nicht zum Diaversary gratuliert hat. Obwohl ich in den vergangenen Tagen doch immer mal subtil darauf hingewiesen hatte, dass dieser für mich bedeutsame Tag naht. Nun ja, mit subtilen Hinweisen ist das bei Männern ja häufig so eine Sache. Aber Christoph hatte meine Hinweise tatsächlich registriert. Er fragte mich aber: „Willst du tatsächlich, dass man dir zu diesem Tag gratuliert?“
Ich überlegte einen Moment. Eine blöde Diagnose wie Typ-1-Diabetes ist natürlich kein Grund zu feiern. Deshalb hatte ich auch keine Überraschungsparty erwartet, bei der auf einmal eine Busladung voll Dia-Peeps hinter dem Sofa hochspringt und Konfetti schmeißt. Ich finde aber dennoch, dass so ein Jahrestag eine Gratulation verdient hat. Immerhin habe ich nun schon 15 Jahre die Oberhand behalten über meine chronische Erkrankung. Ich habe bislang (toi, toi, toi) keine Folgeerkrankungen entwickelt. Ich ärgere mich zwar häufig über meinen Diabetes, dieser Ärger hat mich aber bislang nicht nachhaltig beeinträchtigt.


Der Tag, der mein Leben in „vor Diabetes“ und „nach Diabetes“ eingeteilt hat
Für mich ist mein Diaversary deshalb ein Datum, an dem ich mich zurückerinnere an den Tag, der mein Leben in „vor Diabetes“ und „nach Diabetes“ eingeteilt hat. Was da ganz genau los war, könnt ihr hier noch einmal ausführlich nachlesen. An dem mein damaliger Hausarzt erkannt hat, dass es sich trotz meines Alters von 40 Jahren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um Typ-2-Diabetes handelt und mich deshalb geradewegs zum Diabetologen überwiesen hat. An dem ich mir in der Diabetespraxis meine erste Insulininjektion verabreichte und mir ein Blutzuckermessgerät aussuchte. An dem ich hemmunglos heulte und alles furchtbar ungerecht fand. An dem Christoph (mit dem ich damals erst ein Jahr zusammen war) spontan mit dem Satz „Wir schaffen das, meine Kleine!“ auf meine Diagnose reagierte.
Dankbar für gute medizinische Versorgung und erfolgreiche Therapie
Der 30. März ist aber auch ein Tag, an dem ich dankbar bin. Dafür, dass ich 40 Jahre ohne Diabetes leben durfte, in denen noch kein erhöhter Blutzucker sein Unwesen in meinem Körper treiben und damit Schaden anrichten konnte. Dafür, dass ich in einem Land lebe, in dem Zugang zu Insulin und komfortabler Diagnostik kein Problem ist. Dafür, dass ich bislang weder eine schwere Hypo noch eine Ketoazidose erleben musste, von Folgeerkrankungen verschont geblieben bin und optimistisch bin, dass dies auch so bleibt. Dafür, dass ich das Bestmögliche aus meiner Diagnose machen konnte, indem ich meinen journalistischen Schwerpunkt auf das Thema Diabetes verlagerte und damit durchaus erfolgreich bin. Dafür, dass Christoph und ich es tatsächlich geschafft haben, die Erkrankung sogar ziemlich geräuschlos in unseren gemeinsamen Alltag einzubauen. Dafür, dass ich dank meines Diabetes einen gewissen sportlichen Ehrgeiz entwickelt habe, zu dem ich ohne die Erkrankung sicherlich nie gefunden hätte.
Stolz auf meinen gewissenhaften Umgang mit Diabetes
Und zuguterletzt nutze ich meinen Diaversary auch, um mir mal ordentlich selbst auf die Schulter zu klopfen. Ich mache das alles ziemlich gut. Ich gebe mir Mühe, all die vielen Dinge im Blick zu behalten, die im Leben mit Diabetes als Extra-Aufgaben dazu kommen: mein Essen gut abzuschätzen, an den Spritz-Ess-Abstand zu denken, die erforderliche Insulindosis korrekt zu berechnen, immer mein Diabetestäschchen mitzunehmen (okay, Ausnahmen bestätigen die Regel…), immer Traubenzucker in der Jackentasche zu haben, hohe Werte rechtzeitig zu korrigieren, bei niedrigen Werte fix gegenzusteuern, alle notwendigen Vorsorgetermine in meiner Diabetespraxis wahrzunehmen, anderen Menschen geduldig Diabetes zu erklären und mich von unvermeidlichen kleinen Pannen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
Wie gratuliert man zum Diaversary? Einfach mal ChatGPT fragen!
All das ist in meinen Augen durchaus eine Gratulation wert. Keine Sorge: Christoph hat das natürlich auch verstanden, als wir beim Frühstück nochmal darüber gesprochen haben. Und mir angemessen gratuliert. Nächstes Jahr lasse ich dann vielleicht ein paar weniger subtile Hinweise fallen – vielleicht gibt es dann ja sogar einen Blumenstrauß! 🙂 Wenn ihr unsicher seid, wie ihr einer Person mit Diabetes in eurem Umfeld zum Diaversary gratulieren solltet, könnt ihr natürlich auch einfach ChatGPT fragen – ich habe es einfach schon mal ausprobiert und finde die Ergebnisse gar nicht schlecht!
Ein Diaversary ist ein bedeutender Meilenstein für Menschen mit Diabetes – eine Mischung aus Rückblick auf Herausforderungen und Errungenschaften. Wenn du jemandem dazu gratulieren möchtest, kommt es darauf an, welchen Ton du treffen willst: humorvoll, ermutigend oder eher emotional.
Hier ein paar Ideen:
Herzliche Gratulation mit Anerkennung
👉 „15 Jahre mit Diabetes – das ist nicht nur ein Jubiläum, sondern auch ein Zeichen für deine Stärke und deinen Umgang mit dieser Herausforderung. Glückwunsch zu all den gemeisterten Höhen und Tiefen! Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, Gelassenheit und natürlich einen perfekt eingestellten Blutzucker!“
Humorvolle Variante
👉 „Happy Diaversary! 15 Jahre mit Diabetes – das sind unzählige Blutzuckermessungen, geschätzte 5.000 Hypos und wahrscheinlich genug verbrauchte Teststreifen, um ein Kunstwerk daraus zu basteln. Respekt! Möge dein Zucker sich benehmen und die Sensoren ewig halten!“
Motivierend & wertschätzend
👉 „Heute feierst du nicht den Diabetes, sondern 15 Jahre, in denen du ihn erfolgreich managst! Du bist ein Vorbild dafür, wie man mit einer chronischen Erkrankung umgehen kann. Alles Gute zu deinem Diaversary – auf viele weitere Jahre voller Lebensfreude und Durchhaltevermögen!“
Du kannst es auch persönlicher machen, indem du auf besondere Erlebnisse oder Erfolge eingehst, die die Person in ihrer Diabetes-Reise erreicht hat. 😊
