Heute ist der 16. Juni und damit der letzte Tag, an dem man seinen Startplatz für den ITU Triathlon am 15. Juli 2017 in Hamburg noch an eine andere Person überschreiben kann. Eine ganze Weile war ich überzeugt, dass ich dieses Jahr nicht antreten und meinen Platz verkaufen möchte. Wegen Motivationsloch, Schulddrüse und überhaupt. Doch inzwischen habe ich beschlossen: Jetzt erst recht!
Der Entschluss, den Triathlon-Startplatz doch zu behalten, ist schon ein paar Tage alt. Doch heute Vormittag, als ich nach längerer Zeit zum ersten Mal wieder ein paar Bahnen geschwommen bin, war ich mir auf einmal ganz und gar sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Passenderweise exakt an dem Tag, an dem die Frist ausläuft, an dem ich meinen Startplatz noch jemand anderem überschreiben könnte. Perfektes Timing, oder?
Arbeitsbelastung, Wettkampfmüdigkeit, Schweinehund, Schulddrüse…
In den vergangenen Wochen, nein sogar Monaten, hatte ich mich überhaupt nicht zum Schwimmen aufraffen können. Hatte es erst auf die Arbeitsbelastung geschoben, dann auf verminderte Wettkampflust. Auf den Schweinehund und danach auf die Schulddrüse. Mit dem Laufen und Radfahren erging es mir nicht wesentlich besser. Im Großen und Ganzen also keine wirklich idealen Voraussetzungen, den Hamburger Triathlon zu bestehen, auch wenn es nur um die Sprintdistanz (500 Meter Schwimmen, 22 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) geht.
1000 Meter Schwimmen, ohne dass es mich besondere Mühe gekostet hätte
Trotzdem: Heute Vormittag, als ich bei nicht allzu hohen Temperaturen und einem flotten Lüftchen im Freibad ins große Becken kletterte, war ich wild entschlossen, es allen zu zeigen: meinem Terminkalender, meinem Schweinehund, meinem Diabetes und meiner Schulddrüse. Ich schwamm 20 Bahnen, sprich: 1000 Meter, glatt durch, ohne dass es mich besondere Mühe gekostet hätte. Das tat gut. Und ich war noch nicht einmal langsamer als zu Zeiten, in denen ich mehr trainiert hatte: ungefähr 30 Minuten brauchte ich für die Distanz.
Es hat was für sich, wenn man die Strecke schon gut kennt…
Das Tolle war: Mit jeder Bahn freute wurde ich zufriedener und freute mich ein bisschen mehr auf den Triathlon. Ich stellte mir den Schwimmstart an der Binnenalster vor, wenn über die Lautsprecher heruntergezählt wird: „10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1… Start!“ und die Spannung mit jeder Sekunde steigt, das Herz wummert und die Gedanken Amok laufen: „Warum tust du dir das schon wieder an? Na weil es geil ist!“ Anfangs ist es wuselig, ich muss mich ein bisschen vor wild kraulenden Armen und Beinen in Acht nehmen. Doch wenn die schnellen Schwimmer abgerauscht sind, wird es nett. Ich nehme Kurs auf die gelbe Boje, passiere die Rettungs-Kanus, von denen ich vor ein paar Jahren eines sogar einmal versehentlich herangerufen hatte, als ich irrwitzigerweise meinen Mann in der Menschenmenge am Ufer entdeckte und ihm zuwinkte – was die Rettungsfrau im Kanu als Hilferuf missdeutete und fix zu mir herüberpaddelte. Seither winke ich keinem Zuschauer mehr beim Schwimmen. Ich steuere auf die Brücke zu, unter der man den Jungfernstieg passiert und unter der man keinesfalls, wirklich keinesfalls an Bisamratten denken sollte. Keine Bisamratten. Keine Bisamratten. Keine Bisamratten. Der Schwimmausstieg ist in Sicht, jetzt auf die Schwimmhaltung achten, es sind so viele Zuschauer an den Alstertreppen. Während der letzten 50-Meter-Bahn heute im Freibad stellte ich mir genau diesen letzten Streckenabschnitt vor, von dem aus es in die Wechselzone und dann auf die Rad- und danach die Laufstrecke geht. Es hat schon was für sich, wenn man man so einen Wettkampf schon mehrmals absolviert hat und die Strecke genau kennt.
Zucker vor dem Schwimmen: 190 mg/dl. Nach 1000 Metern: 72 mg/dl
Einzig meine Zuckerwerte offenbarten mir heute, dass ich in letzter Zeit nicht wirklich trainiert habe. Denn sie waren in der halben Stunde Schwimmen von 190 mg/dl (gleichbleibende Tendenz) auf 72 mg/dl (stark fallende Tendenz) gesunken. Ich musste nach dem Schwimmen 30 Gramm Traubenzucker einwerfen, um den Glukosewert um die 100 mg/dl zu stabilisieren. Wenn ich einen besseren Trainingszustand habe, fällt der Wert bei Weitem nicht so stark – dann kann ich mit 160 mg/dl ins Wasser gehen, nach 1000 Metern mit um die 100 mg/dl wieder rausklettern und brauche im Anschluss maximal 10 Gramm Traubenzucker um nicht in eine Hypo zu rutschen.
Aber das ist alles egal, denn das Entscheidende ist: Das Stimmungstief scheint überwunden! Ich bin wieder drin! Ich habe wieder Lust auf Training! Und ich habe noch vier Wochen Zeit! 🙂
17. Juli 2017 um 9:12
Liebe Tina,
MEINEN ALLERHERZLICHSTEN GLÜCKWUNSCH! Tolle Leistung, ich freue mich sehr für dich, denn ich erinnere mich sehr gut an das Gefühl, den ersten Triathlon bewältigt zu haben (und das Gefühl war auch bei jedem weiteren Zieleinlauf super). Ich bin sehr neugierig auf deine Eindrücke und dein Diabetesmanagement während des Wettkampfs! Wenn du Lust hast, beides ein wenig öffentlich zu machen, könntest du auch gern einen Gastbeitrag für mein Blog schreiben, da es von mir doch dieses Jahr keinen Triathlon-Wettkampfbericht gibt… Wie wär’s? 🙂
Was den Elbe-Triathlon angeht, muss ich leider passen. An dem Tag haben wir schon andere Pläne, und ich mag mich auch noch nicht wieder mit Wettkampfplänen stressen, wenn ich noch nicht wieder mit dem Training angefangen habe. Aber vielleicht überlegst du es dir ja nochmal? Ich bin 2x beim Elbe-Triathlon gestartet und finde, das ist eine wirklich tolle Veranstaltung. Sehr schöne Strecke, und vor allem so totales Kontrastprogramm zum großen Hamburger Triathlon. Dort ist es klein und familiär, man kann z. B. jederzeit in die Wechselzone, alles nicht so reglementiert. Mir hat es dort großen Spaß gemacht.
Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche, bei dem dir dein Dauergrinsen so schnell nicht vergeht… 🙂
Antje
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16. Juli 2017 um 11:11
Hallo Antje!
Ich habe es geschafft… und kann das noch gar nicht fassen!
Es ist so schade, dass Du nicht dabei warst! Wir hätten uns locker in der Wechselzone getroffen, Du wärest 10 Minuten nach mir gestartet…
Als ich Deinen ausführlichen Bericht über den Sturz und die Bilder der Blessuren gesehen haben…puh…
da war an Triathlon wirklich nicht zu denken.
Falls Du meine Eindrücke und das Diabetesmanagement noch detailliert lesen möchtest, würde ich Dir direkt schreiben…
Eine Frage habe ich aber noch an Dich… Ich habe mich in meinem Spät-Jugendlichen-Leichtsinn noch vor dem gestrigen Triathlon für den Elbe-Triathlon am 10.09.2017 angemeldet… Möchtest Du mir den Startplatz vielleicht abkaufen? Ich werde dort auf gar keinen Fall antreten! Ich muss nun erstmal den geschundenen Fuß behandeln lassen und möchte eigentlich die Erlebnisse des Triathlons für sich wirken lassen und nicht gleich den nächsten machen…
Ich hoffe, Du kommst bald wieder auf die Füße!
Alles liebe von der im Kreis grinsenden Tina
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Pingback: Fahrradsturz, Flohbisse und Gelenkentzündung – das war dann wohl doch nichts mit meinem Hamburger Triathlon | Süß, happy und fit
2. Juli 2017 um 16:36
Liebe Antje,
oh nein…das klingt nicht gut! Das darf doch alles nicht wahr sein…
Bei „verzogenem Brustkorb“ denke ich sofort an eine osteopatische Behandlung! Hast Du so etwas schon einmal probiert?
Mir hat es schon oft geholfen und ich kann es nur empfehlen!! Zum Glück ist nicht noch Schlimmeres passiert… puh!
Ich entscheide spontan, ob ich teilnehme oder nicht. Das Besprechen, ich kann es kaum glauben, hat tatsächlich etwas bewegt und so langsam wird es besser! Dinge zwischen Himmel und Erde, die man einfach nicht verstehen, sondern nur annehmen kann 😉
Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass wir beide nicht antreten, würde ich mich gerne mit Dir zum Zuschauen verabreden!
Aber ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass es bis dahin noch deutlich besser wird und Du starten kannst!
Ich wollte den Triathlon mit einem Ehepaar machen, die ich letztes Jahr durch den Verkauf des Staffelplatzes kennen gelernt habe. Er hat im Urlaub nun einen schlimmen Hexenschuss bekommen und weiß ebenfalls nicht,ob er antreten kann. Dieses Jahr ist der Wurm drin…
Wir Drei ruhen uns nun einfach noch etwas aus und werden sehen…
Gardasee… wie schön…da möchte ich unbedingt noch hin!!
Dann lebe Dich langsam wieder im Alltag ein und wir lesen voneinander, ok?
Liebe Grüße
Tina
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14. Juli 2017 um 11:04
Liebe Tina, na wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Ich habe mich nun gegen einen Start entschieden, da ich überhaupt nicht mehr laufen war und auch noch nicht wieder auf dem Rennrad gesessen habe seit dem Sturz. Es ist alles soweit wieder abgeheilt, nur die Schulterzerrung spüre ich noch ein wenig, aber das gibt sich mit der Zeit… Ich hoffe, deine Gürtelrose hat sich vom Besprechen (wer heilt, hat recht… 😉 ) weiter beeindrucken lassen und du bist morgen am Start! Liebe Grüße, Antje
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28. Juni 2017 um 17:12
Hej Antje!
Ich freue mich riesig mit Dir, dass Du das Training wieder aufnehmen und das „Tief“ überwinden konntest!
Bei mir läuft es eher suboptimal oder um es so zusagen.. Aus…Aus…das Spiel ist aus…
Ich habe mir eine Gürtelrose eingefangen und kann/darf/sollte wohl eher nicht starten 😦
Seit einem Jahr bereite ich mich darauf vor, freue mich wie Bolle auf den Tag und nun sowas!
Ich bin nicht die sportlichste unter der Sonne und der Trainingsumfang war sicher ungewohnt, aber dennoch war ich mir sicher, den Tri zu schaffen. Endlich mal wieder etwas durchhalten, an mich glauben… Pfft…alles für die Katz?
Die Schwachstelle, die diese blöde Rose brauchte, sehe ich eher in einem anderen Bereich als den Sport. Dieser lässt sich gerade aber nicht ändern, sondern nur ertragen…
Ich bin heute das erste Mal zum Besprechen gewesen…huii… für mich ein riesen Schritt! Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickelt!
Vielleicht wird ja aber doch noch alles gut und ich kann doch starten 🙂 Will ja nicht schnell, nur dabei sein. Olympischer Gedanke sozusagen 🙂
Ich werde auf jeden Fall die Augen nach Dir offen halten und drücke Dir ganz fest weiter die Daumen, dass Du weiter mit Spaß bei der Sache bist und sich alle Krankheiten mal gepflegt zurückhalten!
Toi, Toi und liebe Grüße von
Tina aus Hamburg
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2. Juli 2017 um 15:16
Liebe Tina,
oje, das tut mir ja Leid mit deiner Gürtelrose! 😦 Von mir gibt es leider auch keine allzu guten Nachrichten. Ich bin während meines Urlaubs am Gardasee (gerade gestern zurückgekehrt), wo wir viele Radausfahrten machen wollten, gleich am ersten Tag (zum allerersten Mal überhaupt) mit dem Rennrad gestürzt. Nix Ernstes zum Glück, Arzt war nicht nötig, aber blaue Flecken, Schürfwunde am Unterarm, Rippen- und Schulterprellung. Damit war es das dann für den Urlaub mit dem Radtraining. Mein Brustkorb fühlt sich immer noch ein bisschen verzogen an und ich habe seit dem Sturz noch nicht wieder auf dem Rennrad gesessen. Ich bin gerade nicht so optimistisch, dass ich binnen zwei Wochen wieder mutig und auch halbwegs fit radeln kann. Vielleicht sollten wir uns zum gemeinsamen Zuschauen verabreden und uns gegenseitig für unser widriges Schicksal bemitleiden? 😉 LG Antje
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17. Juni 2017 um 15:11
Klasse!! Dann hoffe ich mal ganz viel über dein Training im Blog zu lesen . Solltest du mal wieder ein Tief bekommen, sag Bescheid . Ich stell mich an die Straße und feuere dich an. 😊
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17. Juni 2017 um 15:21
😊
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