Diabetologen neigen dazu, nur Typ-2-Diabetikern mehr Bewegung zu empfehlen, um die Blutzuckerwerte in Schach zu halten. Dabei ist Sport auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ein Segen für die Blutzuckerwerte, davon kann ich ganze Arien singen. Doch wie aktiv sind Typ-1-Diabetiker eigentlich? Das wurde in der winMove Studie untersucht, die bei der DDG-Jahrestagung im Mai 2017 in Hamburg vorgestellt wurde.
Dr. Meinolf Behrens aus Minden präsentierte die Ergebnisse der Studie „winMove“, an der bundesweit 34 Diabetesschwerpunktpraxen mit durchschnittlich je 110 Patienten teilgenommen haben. Bringen wir also erst einmal das nüchterne Zahlenwerk hinter uns: Insgesamt konnten 3.755 Fragebögen von Patienten mit Typ-1-Diabetes ausgewertet werden. Sie wurden verglichen mit der DEGS1-Studie, in der 2013 neben anderen Daten zur Gesundheit auch der Aktivitätslevel von Erwachsenen in Deutschland untersucht worden war. Die traurige Erkenntnis: Der DEGS1-Studie zufolge gelingt es 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland nicht, die von der WHO empfohlene Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden pro Woche in mäßig anstrengender Intensität zu erreichen.
Auch unter den Typ-1-Diabetikern sind 70 Prozent Sportmuffel
Wie die winMove-Studie zeigt, scheinen Typ-1-Diabetiker etwas sportlicher zu sein als die Allgemeinbevölkerung: Bei ihnen kommen immerhin knapp 30 Prozent für 2,5 Stunden pro Woche ins Schwitzen – Männer etwas häufiger als Frauen. Dies darf dennoch nicht darüber hinweg täuschen, dass damit auch unter den Typ-1-Diabetikern gut 70 Prozent Sportmuffel sind. „Interessant war, dass die Angst vor Hypoglykämien keine große Barriere darstellt“, berichtete Dr. Behrens mit Blick auf die Daten.
Angst vor Hypos ist nur für 10 Prozent der Grund, auf Sport zu verzichten
Laut winMove verzichten nämlich nur gut zehn Prozent der Typ-1-Diabetiker aus Sorge vor Hypoglykämien auf Sport. Die meisten gaben an, keine Zeit für Sport (46,0 Prozent) oder kein Interesse (27,1 Prozent) zu haben. Gesundheitliche Gründe mit Bezug zum Typ-1-Diabetes sind für 9,9 Prozent Grund für den Sportverzicht, gesundheitliche Gründe ohne Bezug zum Typ-1-Diabetes spielen mit 22,9 Prozent eine deutlich größere Rolle. Was ich daraus lese? Nun, der gute alte Schweinehund ist offensichtlich überall mit im Boot, da sind Typ-1-Diabetiker keine Ausnahme. Das Bild vom schlanken, aktiven Typ-1-Diabetiker im Gegensatz zum dicken, faulen Typ-2-Diabetiker entspricht nicht der Realität. Denn über alle Bevölkerungsgruppen hinweg bewegen sich die Menschen in unserem Land zu wenig.
Was die WHO an Mindestaktivität fordert, reicht längst nicht aus!
Wobei Dr. Behrens darauf hinwies, dass die von der WHO empfohlene Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden pro Woche bei Weitem nicht ausreicht, um in nennenswertem Umfang das Krebsrisiko oder das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. „Um wirklich große präventive Effekte zu erzielen, ist deutlich mehr Bewegung erforderlich“, sagte Dr. Behrens. Sinnvoll wären eigentlich 40 MET (metabolisches Äquivalent) pro Woche, „das entspricht also zwölf mal der Distanz des DDG-Diabeteslaufs von fünf Kilometern, wie er hier beim Kongress angeboten wird.“ Den Diabeteslauf bin ich beim diesjährigen DDG-Kongress erstmals mitgelaufen, wie man hier in der Blood Sugar Lounge nachlesen kann…)
Meine aktuellen Ausreden: Arbeit, Regenwetter und Sehnenscheidenentzündung
Wow, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Zwölf Läufe à fünf Kilometer wären eigentlich nötig, um einen ECHTEN GROßEN MESSBAREN Gesundheitsnutzen aus Sport zu ziehen. Ich bin gestern nach ein paar Wochen erstmals wieder eine Runde gelaufen. 4,46 gelaufene Kilometer zeigte Runtastic am Ende an, über die Zeiten hüllen wir mal lieber einen Mantel des Schweigens. In den Wochen davor hatten mich Arbeit (keine Zeit), Regenwetter (da mag ich nicht draußen laufen) und eine Sehnenscheidenentzündung (damit sind Gewichte im Fitnessstudio, aber auch Rennradausfahrten nicht so günstig) davon abgehalten, meinem üblichen Sportprogramm nachzugehen. Immerhin: Ich war mit Christoph beim Tanzen, denn wir haben nach langem Suchen nun endlich eine neue Tanzschule entdeckt, bei der sich der Anfahrtsweg in Grenzen hält. Einmal pro Woche kommen wir dort auf dem Tanzparkett hübsch ins Schwitzen. Aber mehr als drei Stunden Sport pro Woche konnte ich in letzter Zeit nicht aufweisen, Asche auf mein Haupt.
Der Mensch ist nicht zum Herumsitzen gemacht
Ist das schlimm? Nun, ich denke, es ist manchmal unvermeidlich. Und nur weil ich einmal ein paar Wochen lang weniger Sport treibe als sonst, werde ich nicht morgen mit einer Krebserkrankung und Herzinfarkt tot umfallen. Mit den Wahrscheinlichkeiten ist das schließlich so eine Sache. Aber trotzdem hat mich die zentrale Botschaft der Kongresssitzung nachdenklich gemacht: Was gemeinhin empfohlen wird (nämlich 30 Minuten pro Tag moderate Bewegung) und was ohnehin nur eine Minderheit tatsächlich erreicht, ist eigentlich bei Weitem nicht genug, um den Körper gesund zu halten. Der Mensch ist nicht zum Herumsitzen gemacht. Auf geht’s, bewegen wir uns!
5. September 2017 um 10:29
Jeder so wie er möchte, aber einen täglicher Spaziergang sollte JEDER Diabetiker absovieren. Es muss nicht immer der Gewaltmarsch sein. Sport ist NICHT Mord.
Das lässt sich auch ohne besondere Ausrüstung durchführen. Eventuell gute Laufschuhe, wenn die Füsse mitmachen. Radfahren ist auch gut.
Grossen Bogen um Rolltreppen, Fahrstühle usw. machen. Ist aber alles kein Geheimnis.
Ich persönlich mache das täglich, ausser es schüttet. Eine Stunde strammer Spaziergang bringt meinen BZ um ca. 3 mmol runter wobei ich die Beobachtung gemacht habe, dass es am wirksamsten ist wenn ich innerhalb von 2 Stunden nach der Mahlzeit losgehe. Diesen Spaziergang kann man mit Einkäufen verbinden, Hauptsache BEWEGUNG. Z.B die Königstrasse rauf und runter oder ab zur Krückau 😅
Gut auch insbesondere für die Durchblutung.
Wie sagt man so schön!
Was der Mensch braucht muss er haben und was er hat (Beine z.B.) muss er gebrauchen.
Sicherheitshalber schnalle ich mir den AccuChek mobile um und stecke einige kleine Traubenzucker Bonbons ein oder einen Apfel und ab geht die Post.
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