Sweat, baby, sweat… Ich schwitze, wenn mir heiß ist, wenn ich Sport treibe, wenn ich eine Hypo habe oder wenn ich nervös bin. So weit, so bekannt. Doch seit meine Schilddrüse verrückt spielt, produziert sie manchmal nächtliche Schweißausbrüche, und außerdem bahnen sich die Wechseljahre mit sanften Hitzewallungen an. Ok, das sind nur 6 Sorten, aber trotzdem ist es an der Zeit, sich mit den verschiedenen Arten zu schwitzen zu beschäftigen!
Nur unbedarfte Zeitgenossen sind so naiv zu glauben, dass Schwitzen ausschließlich der Temperaturregelung des Körpers dient. Klar, so ein Schweißausbruch kann natürlich daran liegen, dass man gerade in der Sauna hockt oder sich versehentlich in der Sahara verlaufen hat. Aber es kann noch viele weitere Gründe haben, warum einem auf einmal der Schweiß aus allen Poren rinnt. Bei mir sind in letzter Zeit zwei neue Gründe dazugekommen – und deshalb möchte ich einmal beschreiben, wie ich die verschiedenen Arten zu schwitzen auseinanderhalte.
Es ist heiß. Diese Sorte Schwitzen ist ziemlich einfach zu erkennen. Ist die Umgebung spürbar warm oder bin ich zu dick angezogen? Sitze ich möglicherweise gerade in der Sauna? Dann möchte mein Körper sich mit Schweiß herunterkühlen. Wenn ich unsicher bin, schaue vorsichtshalber einfach auf die Wetter-App auf seinem Smartphone. Ein Blick auf den Kalender muss in diesen Breitengraden allerdings noch nicht viel heißen: Juli und August sind, wie wir diesen Sommer erfahren durften, längst keine Garanten für hohe Außentemperaturen mehr.
Ich treibe Sport. Auch recht einfach zu diagnostizieren. Ich schaue an mir herunter und halte dabei nach Funktionsshirt, Laufhose und Sportschuhen Ausschau. Alternativ empfiehlt sich ein Rundumblick: Entdecke ich Geräte für Kraft- und Cardiotraining, befinde ich mich mit hoher Wahrscheinlichkeit im Fitnessstudio und treibe Sport. Das erklärt den Schweiß, der sich flächendeckend auf meinem Körper bildet und durch die Sportkleidung dünstet.
Ich bin nervös. Manchmal überfällt mich Schweiß, wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann. Wenn ich vor Publikum reden soll zum Beispiel. Auf einmal werden die Hände feucht, neben meiner Stimme versagt auch mein Deo, und es bilden sich hässliche Schweißränder auf meinen Klamotten. Dummerweise neigt nervöser Schweiß auch dazu, schnell unangenehm zu müffeln – was nicht unbedingt zur Entspannung beiträgt.
Ich habe eine Hypo. Jetzt wird es etwas kniffeliger. Es kann schon mal passieren, dass ich Hypo-Schweiß nicht bemerke, weil ich gerade beim Sport bin und mich über eine Extraportion Schweiß nicht groß wundere. Da hilft es nur, engmaschig die Glukosewerte zu kontrollieren. Offenkundiger ist Hypo-Schweiß, wenn ich gerade beim Frühstück sitze und leider einen etwas zu großen Spritz-Ess-Abstand zwischen Insulininjektion und Butterbrot eingebaut habe. Hypo-Schweiß beginnt bei mir auf der Stirn und wandert dann rasch in den Nacken und den Rücken hinunter. Ich habe dann den Eindruck, jede Pore einzeln zu spüren, bin innerhalb von Minuten völlig durchnässt und kann gleich noch einmal duschen gehen.
Meine Schilddrüse feuert. Diese Sorte Schweiß ist noch ziemlich neu in meinem persönlichen Sortiment und ich lerne noch, sie korrekt einzuordnen. Vor einer Weile wurde bei mir ja eine Hashimoto-Unterfunktion der Schilddrüse diagnostiziert, die sich in der Anfangszeit häufig durch eine vorübergehende Überfunktion bemerkbar macht. Die Schilddrüse lässt in dieser Phase den gesamten Stoffwechsel auf Hochtouren laufen, und das beeinflusst auch die Temperaturregelung, vor allem nachts. Ich lernte also nächtliche Schweißausbrüche kennen, die mich anfänglich verwirrten. Denn schließlich kennt man Nachtschweiß sonst eher von nächtlichen Unterzuckerungen – zu denen ich glücklicherweise überhaupt nicht neige. Wenn das Freestyle Libre also eine stabile Kurve anzeigt, muss der zum Auswringen nasse Pyjama wohl einen anderen Grund haben… Ein Schilddrüsen-Schweißausbruch startet beim mir vom Brustkorb aus. Es fühlt sich an, als öffne sich in meiner Brust eine Lavaspalte – und dann wird es augenblicklich ziemlich heiß.
Hallo Wechseljahre. Diese Sorte Schweiß ist mir noch am wenigsten vertraut. Ich bin 47 Jahre alt, meine Familienplanung ist längst abgeschlossen, insofern stört es mich nicht weiter, dass meine fruchtbaren Tage vermutlich gezählt sind. Anfang Juli habe ich mir meine Hormonspirale ziehen lassen, die nach fünf Jahren Liegezeit ihren Dienst getan hatte. Eine neue Hormonspirale wollte ich mir nicht einsetzen lassen, denn im Zuge der aktuellen Berichterstattung über diese Verhütungsmethode war mir das Ding dann doch ein wenig suspekt geworden. Außerdem brauche ich sie möglicherweise gar nicht mehr, weil ich vielleicht längst in den Wechseljahren stecke (übrigens ein beliebter Auslöser für neue Schilddrüsenerkrankungen). Fakt ist, dass ich mit der Hormonspirale so gut wie nie eine Regelblutung hatte und auch seit dem Entfernen der Spirale Anfang Juli noch keine Periode hatte. Und ich bemerke gelegentlich eine neue Art von Schweiß, vergleichbar mit einer Welle, die mich sanft erfasst und ganz sachte Hitze in mir aufsteigen lässt. Wenn das die berüchtigten Hitzewallungen sind, die Frauen in den Wechseljahren heimsuchen, dann ist das eigentlich recht easy im Vergleich zu den anderen Sorten Schweißausbruch, mit denen ich so zu tun habe.
Meine neueste Challenge ist es also, diese vielen verschiedenen Arten zu schwitzen verlässlich auseinanderzuhalten. Vielleicht sollte ich ein Schwitztagebuch führen? Gibt dafür eine App? Aber mal im Ernst: Wie gelingt es euch, Schweißausbrüche ordentlich zuzuordnen? 🙂
21. Oktober 2019 um 15:39
Interessanter Beitrag! Ich selbst habe Hashimoto (Autoimunkrankheit der Schilddrüse). Etliche zahlreiche Symptome haben die letzten Jahre mein Leben zur „Hölle“ gemacht!! Aktuell bin ich in Psychotherapie, da ich auch Depressionen habe.
Die Frage die ich mir immer gestellt habe, kommt das alles von der Schilddrüse?? Naja gut, aktuell fühle ich mich ganz „ok“.
Warum? Naja ich mache die Psychotherapie und arbeite an „Problemen“ die evtl. ein Auslöser sein können für die Depression (starkes Grübeln – ich rede davon am Tag ca. 8 Stunden dauerhaft über ein Problem zu grübeln).
Ok lange Rede – ja auch ich habe Schübe, wo ich Schwitze wie ein Schw…. höchstwahrscheinlich kommt dies von der Schilddrüse.
Da ich diese ständige hoch und runter dosieren der Schilddrüsentabletten einfach satt hatte, habe ich mir ein Buch gekauft, in dem davon die Rede ist, dass die Schilddrüse auch OHNE Medikamente GEHEILT werden kann.
Das Buch was ich mir gekauft habe heißt: Heile deine Schilddrüse von Anthony William!
Ich bin aktuell im 2 Monat der Nahrungsumstellung und habe meine Tabletten von 75 mg auf aktuell 10-12 mg runter reduziert.
Werde diese Woche auf 0 runter gehen und die „Kur“ zu Ende machen!
Hoffen wir mal, dass es weiterhin positiv verläuft!
Vielleicht hilft dieser Beitrag ja jemanden hier 🙂
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25. Juni 2019 um 14:03
Das oben kommt mir alles so bekannt vor, dabei habe ich nicht mal Diabetes1.
Du schreibst so wunderbar lebendig.!
Wie geht es Dir heute?
Liebe Grüße von einer alten Hashi
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25. Juni 2019 um 15:08
Liebe Sabine, freut mich, dass du dich in meinem Geschreibsel wiederfinden kannst! 🙂 Mir geht es gut, die Schilddrüse ist momentan still, ich brauche nach wie vor keine Medis. Und die Wechseljahre sind auch momentan irgendwie nicht sonderlich präsent – das heutige Geschwitze buche ich auf eine andere Kostenstelle! 🙂 Was sind denn deine Erfahrungen mit 50 Shades of Sweat? Liebe Grüße, Antje
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