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Sechs Beobachtungen zu Fiasp: Schneller, aber eben nicht Lichtgeschwindigkeit

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Das neue Insulin Fiasp ist ja aktuell der „heiße Scheiß“, über den in der Diabetesszene jeder spricht. Seit Anfang August teste ich ebenfalls das neue Bolusinsulin – und dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich gern mit euch teilen möchte.

Bei meinem letzten Termin beim Diadoc musste ich mir ein neues Rezept für Bolusinsulin ausstellen lassen, da ich nur noch wenige Ampullen Liprolog in meinem Vorrat hatte. Warum also nicht einmal das neue Turboinsulin Fiasp ausprobieren, von dem neuerdings so viele berichten? Beim DDG-Kongress im Mai in Hamburg hatte ich schließlich schon einiges über den Wirkeintritt und das Wirkprofil von Fiasp gelernt und auch hier darüber berichtet.

Mein Diabetologe riet mir, meine Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben, weil Fiasp vermutlich auch nicht würde zaubern können. Doch er gab mir einen Fertigpen mit und schrieb fünf weitere Fertigpens aus mein Rezept. Wenn ich gut mit Fiasp klarkomme und dabei bleiben möchte, verschreibt er mir dann einen für dieses Insulin passenden Pen und die entsprechenden Ampullen.

Was sind also meine Beobachtungen nach zwei Monaten mit dem neuen Insulin?

  1. Bevor ich das erste Mal die Nadel ansetzte, hatte ich ein völlig irrationales mulmiges Gefühl. Als ob Fiasp meinen Glukosespiegel im Nullkommanix in den Keller reißen würde, obwohl ich doch schon einiges gelesen hatte und definitiv keine allzu hochgesteckten Erwartungen hegte. Doch was soll ich sagen? Auch Fiasp ist einfach Insulin – und nicht etwa eine Wasserstoffbombe. Also cool bleiben.
  2. Der Fertigpen FlexTouch von Novo Nordisk, mit dem ich mein Fiasp derzeit spritze, benimmt sich anders als mein guter alter HumaPen Luxura. Beim HumaPen Luxura kann man jede einzelne abgegebene Einheit mit einem Klickgeräusch hören, beim FlexTouch hingegen rattert die ganze Ladung sehr schnell in einem Rutsch durch die Kanüle, die Insulineinheiten sind kaum noch mit einzelnen Klicks zu hören. Immerhin in diesem Punkt schon mal Turbo!
  3. Dieses ultraschnelle Abdrücken erwies sich allerdings als ein bisschen problematisch, als ich einmal nur eine größere Luftblase aus der Ampulle drücken wollte. Natürlich hatte ich meinen Frühstücksbolus schon eingestellt und wollte nur ein paar Einheiten davon zum Entlüften der Ampulle abdrücken, um sie anschließend wieder einzustellen. Fehlanzeige: Mit einem einzigen Rattattattattat schossen alle eingestellten 10 Einheiten als Fontäne in die Luft. Merke: Wenn ich eine Ampulle im FlexTouch entlüften will, besser nur eine kleine Zahl von Einheiten einstellen – wenn man diese Schnellfeuerwaffe aka FlexPen einmal abgedrückt, lässt sich die vollständige Entladung nicht verhindern.
  4. Die kleine Dusche in der Insulinfontäne von 10 Einheiten brachte mich zu meiner nächsten Beobachtung: Fiasp riecht anders als anderes Insulin. Also anders als Liprolog, Lantus oder Insuman Rapid, mit denen ich bislang zu tun hatte. Es riecht ein bisschen weniger nach Krankenhaus, aber natürlich noch nicht so gut, als dass ich mir einen Flakon „Eau de Fiasp“ in meinen Spiegelschrank im Badezimmer stellen würde.
  5. Manche berichten ja von Brennen an der Einstichstelle oder von diffusen Muskelschmerzen nach dem Gebrauch von Fiasp. Zum Glück habe ich weder das eine, noch das andere bislang bei mir beobachtet.
  6. Das entscheidende am Insulin ist natürlich seine Wirkung, die ich vor allem an meinen Glukoseverläufen nach dem Essen festmache. Mit Liprolog brauchte ich vor dem Frühstück zuletzt 25 bis 30 Minuten (!) Spritz-Ess-Abstand (SEA) und verteilte meine Injektion sogar auf 2 Spritzstellen, um die Insulinwirkung ein wenig zu beschleunigen. Mit Fiasp konnte ich diesen SEA auf 15 Minuten halbieren. Außerdem flacht die Kurve nach dem Essen deutlich schneller wieder ab als bei meinem alten Insulin. Bei den anderen Mahlzeiten musste ich auch zuvor keinen langen SEA einhalten, aber für das Frühstück ist Fiasp tatsächlich ein Gewinn für mich. Dass man mit Fiasp auch nach dem Essen spritzen und trotzdem Glukosespitzen vermeiden kann, wie es auf der DDG-Jahrestagung im Mai in Hamburg zuweilen verbreitet wurde, kann ich zumindest für mich allerdings nicht bestätigen. Ein bisschen Vorlaufzeit braucht auch Fiasp – und selbst bei einem Frühstück, das auch ordentliche Proteinmengen enthält und damit nicht rasant schnell ins Blut schießt, bin ich bislang noch nicht unterzuckert, wenn ich z. B. bei einem Glukoseausgangswert von 120 mg/dl einen Fiasp-SEA von 15 Minuten eingehalten habe.

    Hier seht ihr einmal meine morgendlichen Glukoseverläufe mit unterschiedlichen SEA vor dem Frühstück. Mit 15 Minuten SEA funktioniert es bei mir am besten.

 

Fazit: Wenn meine 5 Fertigpens aufgebraucht sind, werde ich mir Fiasp nun dauerhaft verschreiben lassen, inklusive des passenden Insulinpens. Fiasp ist zwar kein Wundermittel, denn es muss ebenso wie andere Insuline erst einmal vom Unterhautfettgewebe in die Blutbahn gelangen. Doch es kennt immerhin eine Abkürzung, die meinem bisherigen Bolusinsulin Liprolog nicht bekannt war.

2 Kommentare zu “Sechs Beobachtungen zu Fiasp: Schneller, aber eben nicht Lichtgeschwindigkeit

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