Die vielen verschiedenen Trainingsreize der vergangenen zwei Tage haben ihr Ziel nicht verfehlt: Ich spüre heute jede Muskelfaser meiner Beine. Und habe deshalb beschlossen, das nachmittägliche Lauftraining ausfallen zu lassen.
Ja, ich weiß, dass wir hier eine Laufreise und damit Aktivurlaub gebucht haben. Aber das Wort Urlaub ist trotzdem ein wesentlicher Bestandteil der Bezeichnung dessen, was wir hier tun. Und deshalb habe ich heute morgen einmal intensiv in mich hinein gelauscht, was ich nach dem frühmorgendlichen Lauftraining am Strand (der Blutzucker war übrigens wieder brav und hat sich von 116 mg/dl nüchtern nach dem Aufstehen bis 120 mg/dl nach den 45 Minuten Morgentraining ohne Sport-KE und ohne Extra-Insulin kaum gerührt) und den Kräftigungsübungen am Vormittag gern mit meinem Urlaubstag anfangen möchte.
Man muss das Kind beim Namen nennen: Meines heißt heute „Muskelkater“
Ich lauschte also in meine Beine, mein Herz und mein Hirn hinein und stellte fest: Der Programmpunkt „50 Minuten schneller Dauerlauf, Pferdekoppelrunde“, der in meinem Trainingsplan zu lesen ist, steht irgendwie nicht auf meiner persönlichen Wunschliste für heute. Hat da der Schweinehund mal wieder seine Finger im Spiel? Ich glaube nicht. Meine Beine sind müde. Und wenn man beim Hinsetzen auf die Toilette jedes Mal „autsch“ stöhnt, weil die Muskeln von den Waden bis zum Po hoch schmerzen, dann sollte ich das Kind wohl beim Namen nennen: Es heißt „Muskelkater“. Der Nachmittagslauf stand mir also ungut bevor, vor allem da ich für den morgigen Sonntag gemeinsam mit vielen anderen unserer Laufreisetruppe für einen 8-km-Lauf in Medina Sidonia angemeldet bin. Und erst am Montag haben wir Zeit für Regeneration und Ausflüge in die Umgebung. Oje, Stress. Das soll nicht sein.
Lieber mal ausklinken, wenn einem das Training zuviel wird
Deshalb war nach dem heutigen Morgenlauf dann die Entscheidung gefallen: Heute Nachmittag pausiere ich. Kurze Ansage an unsere beiden Trainerinnen, alles okay. Sie hatten uns ohnehin von Beginn an eingeschärft, dass alle Trainingsangebote freiwillig sind und wir uns lieber mal ausklinken sollen, wenn uns der eine oder andere Part auf unserem Trainingsplan zuviel wird. Schließlich haben wir alle einen unterschiedlichen Trainingsstand, und zum Teil auch unterschiedliche Vorerkrankungen oder ausgeheilte Verletzungen, auf die jeder individuell Rücksicht nehmen darf und muss. Ein Großteil der Reiseteilnehmer sind Leute in ihren Vierzigern – machen wir uns nix vor, da ist nicht jedes Gelenk mehr krachneu und belastbar wie bei einem Jungspund.
Ausstrecken und die Mitte finden – beim Strandschläfchen statt beim Yoga Stretching
Mich zog es am Nachmittag also mit einem guten Buch an den Strand. Lesen, dösen, Seele baumeln lassen. Zum Yoga Stretching um 17 Uhr wollte ich wieder dabei sein. Tja, Pustekuchen! Die Sonne, das Meeresrauschen und die Wärme hatten mich schnell erwischt, und ich war eingeschlafen. Als ich um viertel nach fünf wieder aufwachte, war es schon zu spät, ins Hotelzimmer zu eilen und mich wieder in meine Sportklamotten zu schmeißen. Aber ausgestreckt am Strand zu liegen und schlafend in die eigene Mitte zu atmen ist sicherlich auch eine akzeptable Form des Yoga Stretching.
Auch Diabetiker schlafen manchmal einfach am Strand ein
Einen Haken gibt es allerdings, wenn man als Diabetiker unangekündigt am Strand einschläft: Besorgte Mitmenschen, die um die Gefahr einer Unterzuckerung wissen, sehen einen vielleicht schon mit einer Hypo irgendwo im Gebüsch liegen. Und so hatte Christoph auch tatsächlich schon erfolglos versucht mich anzurufen, als ich nicht wie vereinbart zum Yoga erschienen war. Zum Glück ist mein Mann ein verständnisvoller, aber nicht überbesorgter Typ-F-Diabetiker. Er verfällt also nicht in Panik, weil er weiß, dass eine gefährliche Hypo nur eine von vielen möglichen Gründen ist, aus denen ich mich verspäte. Mit meiner Erklärung „Auch Diabetiker schlafen mal einfach so harmlos am Strand ein“ war er entsprechend sehr zufrieden.