Heute morgen hätte mich mein Schweinehund beinahe ausgetrickst. Ich bin dann trotzdem heroisch zum Frühsport am Strand gegangen. Und habe am Mittag Kräftigungsübungen gemacht. Und bin mit dem Fahrrad etwa 9 Kilometer zum Leuchtturm von Conil gefahren, wo ich das Rad an eine Teamkollegin übergeben habe, um die selbe Strecke wieder zurück zu laufen.
Man hat ja so seine eingespielte Morgenroutine, die man nur schwer durchbrechen kann. Bei mir besteht sie aus: Zuckermessen, über das geplante Frühstück nachdenken, eine passende Dosis Insulin spritzen. Beinahe hätte ich mir also heute morgen vier Einheiten Insulin in den Bauch gejagt, obwohl doch wieder ein Nüchternlauf am Strand angesagt war. Mein Schweinehund war angesichts dieser großartigen Chance sofort zur Stelle und flüsterte mir ein: „Wenn du jetzt – so ganz versehentlich – Insulin spritzt, dann kannst du nicht zum Frühsport, weil du sofort frühstücken musst. Jetzt ist DIE Gelegenheit!“ Aber nix da. Ich bin ja nicht zum Spaß hier. Also in letzter Sekunde den Insulinpen beiseite gelegt, rein in die Laufklamotten, raus an den Strand.
So eine Glukosekurve kann auch ein Stoffwechselgesunder nicht toppen
Für meine morgendliche Disziplin wurde ich auch heute mit einer tollen Glukosekurve belohnt: Vor dem Warmlaufen, den Übungen aus dem Lauf-ABC und den Koordinationsübungen am Strand lag mein Glukosewert bei 122 mg/dl. Ich verzichtete wieder auf jegliches Insulin, nahm auch keine Sport-KE zu mir – und freute mich nach dem Sport über einen tollen Wert von 107 mg/dl. Also mal ganz ehrlich, da muss ich mich wirklich loben: Diese schöne Glukosekurve über die Nacht und am Morgen könnte auch ein Stoffwechselgesunder nicht ohne Weiteres toppen.
Gute Beinarbeit, aber bitte mehr Stabilität in der Hüfte
Kaum hatten wir geduscht und gefrühstückt, standen heute auch schon Kräftigungsübungen – vor allem für die Muskulatur an Rumpf und Hüfte – auf dem Programm. Also gleich wieder rein in die Sportklamotten und ab auf die Wiese. Im Anschluss ein Vortrag über effektive Lauftechnik (Bilder vom – wirklich schönen – Laufstil des Triathleten Jan Frodeno haben in so einer Runde tatsächlich einen George Clooney-Effekt. Allen Ernstes: Da fallen die Frauen hier reihenweise schmachtend vom Stuhl und hauchen „Ohhhh, Frodeno…“.) und vor allem die Auswertung unserer Laufstilanalyse von gestern. Ich wurde für meine Beinarbeit gelobt, allerdings muss ich an meiner Hüftstabilität arbeiten und etwas breitspuriger laufen. Mal schauen, ob irgendwann auch mal jemand angesichts meines Laufstils der Ohnmacht nahe ist… Man muss sich ja immer wieder neue Ziele stecken… 🙂
Abwechselnd auf dem Rad und laufenderweise zum Leuchtturm von Conil
Kaum hatten wir das Theorieprogramm hinter uns gebracht, war es auch schon fast wieder Zeit für unseren Laufausflug zum etwa 9 Kilometer entfernt gelegenen Leuchtturm von Conil de la Frontera. Die Läufer aus der Marathon-Vorbereitungsgruppe hatten keine Wahl als die Strecke hin und auch wieder zurück zu laufen. Wir Mädels aus der Aufbaugruppe, die derartige Strecken noch nicht am Stück bewältigen können oder mögen, taten uns in Zweierteams zusammen und wechselten uns mit Laufen und Radfahren ab. Auf diese Weise kamen auch wir in den Genuss der fantastischen Aussicht, die uns der Laufpfad oben entlang der Steilküste bot. Den Hinweg zum Leuchtturm saß ich also auf dem Mountainbike, zurück war Laufen angesagt.
Zucker auf Talfahrt – und ein Sensor, der Schweiß und Duschwasser zum Opfer fiel
Irgendwann auf halber Strecke meldeten sich allerdings meine Beine, die ja noch nie zuvor in so rascher Abfolge zu so vielen Laufeinheiten genötigt wurden. Außerdem hatte ich in den vergangenen Wochen erst wegen vieler Deadlines im Job und dann wegen einer fetten Erkältung kaum Gelegenheit zu trainieren. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass mein Glukosewert ab dem Moment den Fahrstuhl nach unten nahm. Ich hatte den Lauf mit 179 mg/dl begonnen und ein kleines Tütchen Gummibärchen verputzt, als das Freestyle Libre 105 mg/dl mit sinkender Tendenz anzeigte. Das reichte aber offenbar noch nicht: Etwa einen Kilometer weiter lag der Wert bei 78 mg/dl mit sinkender Tendenz – klare Indikation für mehr Gummibärchen und ein Plättchen Traubenzucker. Zu allem Überfluss spürte auch noch, wie sich der Libre-Sensor an meinem rechten Oberarm zu lösen begann. Ich versuchte ihn wieder anzudrücken und ein bisschen festzuhalten, damit ich ihn im Hotelzimmer mit Tape fixieren könnte, doch leider erfolglos. Das war wohl doch mehr Schweiß und Duschwasser als der Kleber in so kurzer Zeit verkraften konnte. Nun ist bis morgen Nachmittag, wenn ich den neu gesetzten (und schon vorsorglich mit Tape fixierten!) Sensor in Betrieb nehmen kann, also erst einmal wieder klassisches Blutzuckermessen angesagt. Ich hoffe, dass ich in der Zwischenzeit, in der ich keine lückenlosen Glukoseverläufe anschauen kann, nicht den Muskelauffülleffekt verpasse und über Nacht unterzuckere. Doch selbst wenn – jetzt bin ich einfach nur platt und will ins Bett! 🙂

5 Tage Laufzeit hätte er noch gehabt… Schade um den Sensor! 😦
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