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Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Radurlaub in Holland: Von Kühen, Schafen, Windmühlen und gaaaanz vielen Gummibärchen

Ein Kommentar

Als beinharte Triathletin bin ich halbwegs trainiert, was das Radeln angeht. Und doch ist so ein Radurlaub, bei dem man auf zwei Rädern von Ort zu Ort strampelt, in vielerlei Hinsicht ganz anders als sportliches Radtraining. Nämlich nicht nur gemütlich, sondern auch überraschend anstrengend. Und damit ein echter Zuckerfresser.

Seit einer Weile steuern Christoph und ich lieber Reiseziele in nicht allzu entfernter Umgebung an anstelle weit, weit weg zu fliegen. Wir sind zwar neugierig auf unendlich viele Länder, Kulturen und Küchen, wollen unseren ökologischen Fußabdruck aber doch nicht überstrapazieren. Darüber hinaus finde ich lange Flüge einfach nur furchtbar: dieser Jetlag, dieser ganze Flughafen-Firlefanz, dieses eingeklemmte Herumsitzen über unendliche Stunden… Außerdem gibt es auch in Deutschland und Europa irre tolle Reiseziele, die wir mit dem Auto oder der Bahn prima erreichen können.

Meine Bedingung: Erholung statt Survival-Training

Und so beschlossen wir dieses Jahr, eine Familienfeier nahe der holländischen Grenze als Ausgangspunkt für unseren Sommerurlaub zu nutzen, einen Radurlaub in Friesland. Man kann das spontan machen, sein Gepäck von Etappenziel zu Etappenziel auf dem Fahrrad mit sich herumkutschieren, immer wieder vor Ort nach einer Unterkunft suchen oder im Zelt übernachten. Doch zum Glück konnte ich Christoph davon überzeugen, dass wir uns im Urlaub nicht als Survival-Künstler profilieren, sondern uns erholen wollen. Und so buchten wir eine organisierte Radreise über ein Münsteraner Reisebüro, das ich an dieser Stelle (und das ist jetzt keine abgesprochene, beauftragte oder irgendwie honorierte Werbung) sehr gern empfehlen mag.

Komfortabel: Vorbereitete Routen, gebuchte Hotels und Gepäcktransport

Die Etappen unserer Radreise führten uns von Heerenveen über Oudemirdum und Harlingen nach Leeuwarden (Kulturhauptstadt Europas 2018) und wieder zurück nach Heerenveen. In Harlingen hatten wir eine Zusatznacht gebucht um einen Ausflug auf die Nordseeinsel Terschelling unternehmen zu können. Die Navigation war dank des wirklich toll ausgeschilderten Radewegenetzes in Holland und der vom Veranstalter gestellten Routeninformationen einfach, die Hotels waren akzeptabel bis sehr gut. Und das Beste: Unser Gepäck wurde morgens im Hotel abgeholt und ins nächste Hotel gebracht, sodass wir in unseren Radtaschen nur Tagesproviant und Regensachen mit uns herumfahren mussten. Trotzdem waren wir an keine feste Gruppe gebunden, sondern konnten einfach frei nach Schnauze losradeln – Hauptsache, wir trafen im Laufe des Tages dann rechtzeitig im nächsten Hotel ein.

5 Stunden am Tag im Fahrradsattel und spätestens um 22 Uhr im Bett

Jede Tagesetappe war zwischen 45 und 68 Kilometer lang. Das klingt für Radsportler nach nicht sonderlich viel. Und doch waren wir abends so kaputt, dass wir um spätestens 22 Uhr ins Bett fielen. Denn wenn man gemächlich vor sich hin radelt und dabei immer mal nach Lust und Laune anhält, um sich mit Kühen oder Schafen zu unterhalten, schnuckelige Architektur zu bewundern oder Windmühlen zu fotografieren – dann ziehen sich auch Etappen mit moderater Länge schnell mal auf 5 Stunden, die man weitgehend im Fahrradsattel verbringt. Und dann auch noch an der frischen Luft! So viel konstante Bewegung und Sauerstoff sind wir als Büromenschen ja überhaupt nicht gewohnt. (Das galt übrigens auch für Christoph, der ja schon Fahrrad-Gewaltritte von 300 km an einem Tag bestritten hat!) Das gemütliche Radeln über’s flache Land entpuppte sich auch als erstaunlich schweißtreibend, sodass ich im Nachhinein denke, ich hätte besser auf Sport-Funktionsklamotten statt Alltagskleidung gesetzt.

Müsliriegel, Gummibärchen und Fruchtschnitten in rauen Mengen

Für meinen Diabetes hieß das: 5 Stunden moderate Anstrengung mit leicht erhöhter Pulsfrequenz sind genau die Sorte Ausdauertraining, die ohne Ende Zucker frisst. Hatte ich anfangs noch ein bisschen gewitzelt, welche Mengen Hypohelfer Christoph in unseren Fahrradtaschen verstauen wollte, war ich nach kurzer Zeit sehr dankbar für die Berge von Müsliriegeln, Gummibärchen und Fruchtschnitten. Und am Ende jeder Etappe nach all dem Süßkram entsprechend ausgehungert nach einer herzhaften Mahlzeit.

Mein Fazit: Eine tolle Art zu reisen! Wenn ihr es auch mal ausprobieren und auf diese Weise Friesland kennen lernen wollt, dann möchte ich euch folgende Ratschläge mit auf den Weg geben:

  • Auch wenn man ohne Zeitdruck gemütlich umherradelt, sollte man so eine Radreise sportlich nicht unterschätzen. Länger hätten die Etappen auch für uns als mehr oder minder trainierte Radsportler nicht sein dürfen.
  • Ihr werdet schwitzen. Tragt besser Funktionsklamotten und hebt euch die Alltagskleidung für abends nach der Dusche auf.
  • Das Wetter in Friesland ist unbeständig, die Prognosen der Wetter-Apps ändern sich andauernd. Wir waren froh, dass wir Regenjacke, Regenhose und Regengaloschen für die Schuhe dabeihatten.
  • Packt für eure Tagesetappen große, wirklich große Mengen Kohlenhydrate ein. Radeln zieht ordentlich Zucker, und in den vielen kleinen Ortschaften, durch die wir gekommen sind, gab es nur selten ein Café, das tatsächlich geöffnet hatte.
  • Wenn ihr aber ein geöffnetes Café findet, trinkt einen Koffie Verkeerd (die holländische Variante eines Café au lait), esst dazu holländisches Gebäck (für die schnellen Kohlenhydrate) und ein ein paar Bitterballen (eine Art frittierter Fleischkroketten, prima für FPE, die euch über einen längeren Zeitraum mit Brennstoff versorgen).
  • Freut euch an den wunderbaren Radwegen in Holland – die Ernüchterung kommt früh genug, wenn ihr wieder in Deutschland auf dem Fahrrad unterwegs seid.
  • Achtet unterwegs mal auf die elf Brunnen, die im Rahmen des Projekts Kulturhauptstadt Europas 2018 von internationalen Künstlern in Friesland installiert wurden. Sie symbolisieren die Verbindung der elf friesischen Städte durch das Wasser, um die sich viele Geschichten und Events ranken.
  • Plant einen Abstecher nach Franeker ein. Dort steht das älteste funktionstüchtige Planetarium der Welt. Gebaut ab 1774 von Eise Eisinga, der lediglich die Grundschule absolviert hatte, aber trotzdem ungeheuer tief in die Materie eingestiegen ist – und seine Frau davon überzeugen konnte, in ihrer gemeinsamen Schlafkammer an der Zimmerdecke ein Planetarium zu installieren, das die Bewegung der Planeten in Echtzeit (!) und bis heute vollkommen korrekt (!!) im verkleinerten Maßstab nachspielt. Wenn ihr also bislang dachtet, dass die Leute aus der Diabetes-Looper-Szene irgendwie Freaks sind, dann schaut euch mal an, was dieser Typ zusammengefrickelt hat. 🙂

 

 

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