Wer Lust auf ultralange Radausfahrten hat, muss nicht unbedingt bis nach Schweden an den Vätternsee fahren. Denn nur ein paar Autostunden von uns entfernt findet heute die Mecklenburger Seenrundfahrt (MSR) statt. Mit dabei: mein Mann Christoph, Bianca und Tobi, alle drei Mitglieder in der IDAA.
Vor knapp einem Jahr saß ich schon einmal hier zu Hause und hatte mein iPhone immer im Blick, weil ständig neue WhatsApp-Nachrichten von den Ultraradlern eintrudelten. Im Juni 2017 waren Christoph, Tobi und Arndt zur Vätternrundfahrt nach Schweden gefahren, und ich hatte von hier aus mitgefiebert, angefeuert und am Ende gejubelt, als alle drei heil im Ziel angekommen waren. Dieses Jahr radelt sich eine IDAA-Dreierbande bei der MSR die Hintern wund. Und ich habe dem Trio vor ihrem Trip ein paar Fragen gestellt: Warum machst ihr das? Was sind eure Ziele bei der MSR? Wie plant ihr euer Diabetesmanagement bei der Tour? (Bzw. im Falle von Christoph, der ja keinen Diabetes hat, aber seit Anfang 2018 komplett auf Industriezucker verzichtet: Wie füllst du deine Energiespeicher unterwegs, wenn du nicht auf Zucker zurückgreifen magst, Gels also nicht infrage kommen?). Und: Was bedeutet es für dich, diesen Trip zusammen mit zwei anderen IDAA-Mitgliedern zu machen?
Bianca hat mir Folgendes erzählt: „Als Christoph und Tobi mich letztes Jahr im November fragten, ob ich nicht auch mal Lust habe auf 300 km Radeln, dachte ich, ja klar, so eine Überdistanz kann ja nur gut als Training sein. Schließlich hatte ich schon viel von den legendären Vätternrundan gehört, und 300 km in Mecklenburg sind bestimmt auch schön…

Bianca beim Hamburger Iron Man 2017
Wahrscheinlich werde ich langsamer sein als gedacht, aber wie auch immer, ich radle mit dem Ziel, lächelnd zu finishen und Spaß dabei zu haben. Nun starte ich ja zusammen mit Tobi und Christoph, die schon Erfahrung auf solch einer langen Strecke haben. Bei der Planung und unseren gemeinsamen Radfahrten war das hilfreich, und es gibt mir ein wenig Sicherheit, das auch schaffen zu können, wenn auch in meinem eigenen Tempo. Aber die beiden sind da ja irgendwo, und vor und nach dem Start ja sowieso 😉 Die Strecke habe ich unterteilt in Abschnitte von 4 x 3 x 25 km, also alle 25 km gibt es eine Blutzuckerkontrolle und ggf. flüssige Kohlenhydrate. Nach ca. 75 km gibt es dann irgendwas zu essen, Eigenverpflegung oder an den Verpflegungspunkten. Meinen Pen mit Fiasp habe ich dabei, vermutlich spritze ich dann alle 3 Stunden ein wenig Insulin, um die zugeführte benötigte Energie gut verabeiten zu können. Damit habe ich beim Iron Man in Hamburg letztes Jahr gute Erfahrungen gemacht. Also ich bin gespannt, Sonnencreme und Sitzcreme sind eingepackt, Rad geputzt. Nun müssen sich nur noch meine Beinmuskeln vom Wind-Radtraining am vergangenenWochenende erholen…“
Tobi blickte mit diesen Gedanken auf das anstehende Rennen: „Während du mich bittest, über die MSR zu berichten, ist mein Blutzuckerwert gerade bei 295 und will sich nicht korrigieren lassen. Aber das bringt mich zu dem Kern dieses Berichts. Warum mache ich diese 300km Tour? Erst einmal habe ich Spaß am Sport. Und Ausdauersport ist zudem für den Diabetes und dessen Therapie ein großer Benefit. Während des Trainings ist die Insulinempfindlichkeit um einiges besser, sodass bei gutem Trainingsstand das Steuern der Blutzuckerwerte deutlich einfacher ist. (Warum es heute nicht funktioniert liegt daran, dass ich tapere, was man als Entspannung vor Wettkämpfen bezeichnet).

Tobi beim Hamburger Iron Man 2017
Jedenfalls fühle ich mich einfach besser, wenn ich mindestens 3 mal in der Woche Sport machen kann. Als wir in unserer IDAA-Nord-Gruppe letztes Jahr über die MSR sprachen, habe ich nicht lange gezögert. Es ist immer ein Gewinn, die Herausforderungen mit Sport und Diabetes zusammen zu besprechen und sich abzustimmen. Keiner fragt hier, warum ich nach 20 km Radfahren schon meine beiden Brötchen aufgegessen habe, obwohl wir vor dem Start gefrühstückt hatten. Nun sind es noch wenige Stunden bis zum Start. Ich werde dann die Basalrate meiner Pumpe auf 50% reduzieren, weil es ja alle 30 km Verpflegungen gibt (letztes Wochenende habe ich ohne Pumpe eine 100km Tour mit einer Eispause gemacht). Die größeren Mahlzeiten die es auf der Stecke gibt (warmes Essen), werde ich sehr vorsichtig mit Bolus abdecken, vielleicht kann ich den Bolus auch gänzlich weglassen.“
Und last but not least erzählte Christoph: „Ich möchte bei der MSR mitfahren, um meine Grenzen zu verschieben. Ich radele und laufe gern lange Strecken und sehe Herausforderungen wie diese als Station auf meinem Weg zur ersten Triathlon-Langdistanz. Die MSR wird bestimmt eine lustige Veranstaltung, gerade wo doch für dieses Wochenende so tolles Wetter angekündigt ist. Ein richtiges Ziel habe ich mir nicht gesteckt, ich will einfach im Ziel ankommen. Bei so langen Strecken kann man sich keine Zeiten vornehmen.

Christoph beim Hamburger Marathon 2018
Wenn es mir gelingt, einen Schnitt von 25 km/h zu fahren, plus Pausen, dann bin ich zufrieden. Ich habe ein wenig Respekt vor den Höhenmetern, denn das sind doch mehr als bei der Vätternrundan letztes Jahr. Was mein Zuckermanagement angeht: Ich werde ganz einfach keinen Zucker essen und mich stattdessen auf Bananen stürzen. Weil es eine lange Ausdauerbelastung ist, kann man auch die Energiezufuhr ein bisschen langfristig planen. Ich denke, dass ich mit Salzstangen und Dattel-Energieriegeln ganz gut klarkommen werde. Was die beiden anderen IDAA-ler angeht, sind wir durch unsere vielen gemeinsamen Aktivitäten einfach gute Freunde geworden, da steht Biancas und Tobis Diabetes überhaupt nicht im Vordergrund.“
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26. Mai 2018 um 19:35
Da ist mein Mann in 2015 gefahren und hat nebenher draus eine Spendenfahrt gemacht.. allerdings bei Regen und Sauwetter 🤷♀️
Ich drücke die Daumen, dass alles klar geht ✊🏻🍀💖
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26. Mai 2018 um 21:13
Die sind alle drei heil und happy im Ziel! 🏅😊👍
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