Süß, happy und fit

Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Verdorbener Magen, Übelkeit und Erbrechen – und 6 Einheiten Insulin an Bord

Ein Kommentar

Seit meiner Diagnose vor gut 9 Jahren bin ich vor Magen-Darm-Infekten zum Glück verschont geblieben. Die Vorstellung, für Essen zu spritzen, das ich dann nicht im Magen behalten kann, war für mich immer der absolute Horror. Nun, heute habe ich diesen Horror – zumindest im handlichen Pocketformat – einmal durchexerziert. Und so langsam geht es mir wieder besser.

Irgendetwas stimmte nicht mit meinem Frühstück heute. Dass mein Magen nicht ganz einverstanden war mit meiner Essensauswahl am Morgen, merkte ich irgendwann am späten Vormittag. Ein Ziehen in der Magengegend, Unwohlsein, leicht erhöhter Puls. Woran denke ich als Mensch mit Diabetes als erstes? Na klar, das wird wohl eine sich anbahnende Hypo sein. War es aber nicht, der Glukosewert lag bei stabilen 104 mg/dL. Um meinen Magen nicht weiter zu stressen, beschloss ich zum Mittagessen ein Porridge aus Haferflocken zu kochen. Das vertrage ich normalerweise auch mit empfindlichem Bauch anstandslos.

Weil Haferflocken meinen Blutzucker immer ziemlich rasant ansteigen lassen, spritzte ich die erforderlichen 6 Einheiten Insulin schon vor dem Kochen. Zehn bis 15 Minuten Spritz-Ess-Abstand sollten passen um unnötige Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Doch als ich dann vor meiner Schüssel mit Porridge saß, fiel es mir wirklich schwer, die ganze Portion herunterzubringen. Etwa ab der Hälfte aß ich nur deshalb weiter, weil ich an die 6 Einheiten Insulin dachte, die nun munter in meinem Blut zirkulierten und auf Stoff warteten.

Selbst ein Porridge aus Haferflocken war zu viel

Mein Schreibtisch ist diesen Monat zwar rappelvoll, aber trotzdem beschloss ich, mich nach dem Essen kurz hinzulegen und mich auszuruhen (und dankte in diesem Moment einmal mehr dem Schicksal für meine freiberufliche Existenz, bei der man so etwas einfach mal beschließen kann, auch wenn ich die versäumten Stunden natürlich irgendwie irgendwann nachholen muss, damit meine Projekte rechtzeitig fertig werden). Doch kaum wollte ich mich in die Waagerechte begeben, rebellierte mein Magen endgültig. Ich hechtete zur Toilette und musste mich übergeben. Uff, das fühlte sich gut und erleichternd an. Und ich schätzte, dass von meinem Mittagessen nichts mehr im Magen geblieben war.

Magen entleert, aber das Insulin zirkuliert noch im Blut

Doch gleich im nächsten Moment packte mich ein Anflug von Panik: Das Insulin ist immer noch da, ich kann es nicht mehr aus meinem Körper herausholen, und so langsam steuert es auf sein Wirkmaximum zu. Was könnte ich zu mir nehmen, das mich schnell mit 60 Gramm Kohlenhydraten versorgt und das mein Magen mir nicht übelnimmt? Zum Glück fielen mir die vielen Sportgels ein, die Christoph und ich in einem Körbchen in der Küche bunkern – für längere Trainings oder eben Wettkämpfe. Ich schnappte mir zwei Gels à 25 Gramm Kohlenhydraten, mit denen ich beim Training für meinen ersten Halbmarathon gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Gels von High5* schmecken nicht so absurd süß wie andere Gels und sind mir beim Laufen bislang nie unangenehm im Bauch herumgerumpelt.

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Christoph als telefonischer Retter

Ob 50 Gramm Kohlenhydrate wohl reichen würden? Noch ein Gel hätte ich ganz sicher nicht herunterwürgen mögen. Ich konnte nur noch einen kleinen Schluck Tee nachspülen, dann wollte ich immer noch am liebsten schlafen und mich ausruhen. Also rief ich Christoph bei der Arbeit an, erzählte ihm kurz mein Malheur und bat ihn, in ca. einer Stunde nochmal bei mir anzurufen und sich nach meinem Zucker zu erkundigen. Es gab eigentlich keinen Grund zur Beunruhigung – doch da ich bislang keinerlei Erfahrung mit „Übelkeit und Erbrechen mit Insulin an Bord“ hatte, wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Wäre ich bei diesem verabredeten Anruf nicht ans Telefon gegangen, wäre Christoph schnell nach Hause gefahren um nach mir zu schauen.

Tatsächlich eingenickt und eine Hypo verschlafen

Als eine knappe Stunde später das Telefon klingelte, war ich tatsächlich in meinem Bett eingenickt. Mein Glukosewert lag bei 57 mg/dL, und ich hatte das Absinken nicht bemerkt. Gut, dass Christoph mich geweckt hat! Natürlich bunkere ich auch in meiner Nachttischschublade Hypohelfer und entschied mich erneut für ein Sportgel, dieses Mal eines der Marke Enervit mit Himbeergeschmack. Ich hatte es bei irgendeinem Wettkampf im Starterbeutel gefunden und „für schlechte Zeiten“ aufgewahrt. Es schmeckte ekelig, blieb aber im Magen, brachte den Zucker schnell wieder ins Lot und ließ mich dann in Ruhe weiterdösen.

Hausmittel wie Zwieback oder lieber Sportgels?

Ich fühle mich zwar immer noch wie durch den Fleischwolf gedreht, doch immerhin hat das Insulin vom Mittag genug zu futtern bekommen, und ich habe die Hypo fix abwenden können. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich auf den Gedanken mit den Sportgels gekommen bin. Die sind ja immerhin dafür gemacht, den Körper schnell mit Energie zu versorgen und gleichzeitig bei sportlicher Anstrengung den Magen nicht zu belasten. Ob die Hausmittel funktioniert hätten, die mir als Kind bei Übelkeit und Erbrechen eingeflößt wurden (Zwieback, zerdetschte Banane, geriebener Apfel), das weiß ich nicht. Wie verhaltet ihr euch bei Übelkeit und Erbrechen, wenn noch Insulin an Bord ist und unbedingt Glukose ins Blut muss?

*Nein, ich werde das jetzt trotz Markennennung nicht als Werbung kennzeichnen, weil dieser Beitrag keine Werbung, sondern ein Erfahrungsbericht ist. Ich hatte noch nie Kontakt mit der Firma, die High5 produziert und habe bislang jedes Gel dieser Marke selbst gekauft, das ich verwendet habe. Just saying. 🙂

Ein Kommentar zu “Verdorbener Magen, Übelkeit und Erbrechen – und 6 Einheiten Insulin an Bord

  1. Man sollte immer eine Glucagonspritze im Kühlschrank haben, falls nicht einmal gezuckerter Tee „drin bleiben“ will. Hab ich schon mal gebraucht, 1/2 Menge reicht normalerweise

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