Seit ein paar Wochen liefert DPD uns jeden Samstag ein Paket von Hello fresh mit sämtlichen Zutaten für drei warme Mahlzeiten. Anfangs dachte ich, es würde nur ein kurzer Probelauf. Doch nun gefällt uns diese neue Art zu kochen ziemlich gut. Ein Erfahrungsbericht.
Eins vorweg, nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Dieser Beitrag ist nicht in Kooperation mit Hello fresh entstanden, die Firma weiß gar nicht, dass ich ihn überhaupt schreibe. Ich bezahle meine Kochboxen ganz regulär und schreibe hier einfach auf, wie mir das System gefällt. Und tatsächlich fällt mein Urteil nach nunmehr 7 Wochen überwiegend positiv aus. Was unter anderem auch mit den exakten Kohlenhydratangaben und den vorhersehbaren Kochzeiten zu tun hat.
Hello fresh, das sind doch diese Kochboxen für Leute, die selbst nicht kochen können oder nicht in der Lage sind, ein paar Basic-Kochzutaten im Vorrat zu lagern und spontan was daraus zu zaubern. Dieses Vorurteil hatte ich im Kopf, seit ich zum ersten Mal über die Werbung von Hello fresh gestolpert bin (und der kann man sich ja kaum entziehen, egal wo man sich herumtreibt). Nun, Christoph und ich können kochen, wir sind auch oft kreativ in der Küche und denken uns neue Rezepte aus. Auch Vorratshaltung ist nicht unsere Achillesferse – im Gegenteil, wir waren auch schon vor Corona ziemliche Prepper mit gut gefülltem Vorratskeller und Gefrierschrank.
Trotzdem bin ich neulich der Versuchung erlegen, einmal Hello fresh auszuprobieren. Schlicht und einfach deshalb, weil es einen fetten Rabatt auf die Kochboxen gab und meinen Schnäppchenjagdinstinkt triggerte. Und weil ich mir dachte, dass die Kochboxen mir vielleicht noch die eine oder andere Kochinspiration vermitteln könnten. Ich dachte, dass wir vielleicht 3–4 Wochen dabei bleiben und das Abo dann wieder kündigen. Ist bislang allerdings noch nicht passiert, weil uns die Kochboxen insgesamt doch ziemlich gut gefallen und tatsächlich im Alltag entlasten. Wir haben lediglich die Zahl der wöchentlich gelieferten Gerichte von anfangs 4 auf nun 3 reduziert. Hier also nun meine Erfahrungen und Beobachtungen!
- Rezeptauswahl. Anhand meiner voreingestellten Vorlieben werden mir jede Woche 3 Gerichte vorgeschlagen. Daneben gibt es 27 weitere Rezepte, ich kann also nach Belieben tauschen oder auch ergänzen. Die Rezepte sind markiert mit Schlagworten wie vegetarisch, vegan, glutenfrei, eiweißreich, kohlenhydratarm, familienfreundlich, One Pot, kalorienreduziert, wenig Aufwand etc., sodass man auf einen Blick schon mal grob selektieren kann. Wenn man dann noch unschlüssig ist, kann man sich auch die Rezpete selbst schon mal ansehen und danach abschätzen, ob einem dieses Essen nun zusagt oder eher nicht. Wir haben hier bislang immer Gerichte gefunden, die uns neugierig gemacht haben. Super Sache, wenn einem zwischendurch auch mal die Ideen ausgehen… (Ich habe das nicht recherchiert, aber ich wette, dass das Unternehmen während des Lockdowns das Geschäft seines Lebens gemacht hat – als niemand in Restaurants oder Kantinen essen konnte und alle mehr Zeit zu Hause verbracht haben…)
- Qualität der Rezepte. Bislang schmecken uns die Gerichte alle gut bis sehr gut. Sie haben einen „gewissen Pfiff“, lassen sich nach der Anleitung problemlos zubereiten und sehen am Ende genauso hübsch aus wie auf dem Foto. In Sachen Inspiration haben sich unsere Erwartungen auch in jedem Fall erfüllt – wir haben eines der Rezepte auch schon mal am Wochenende nachgekocht, die Rezepte bleiben uns ja erhalten, auch wenn wir irgendwann mal wieder aufhören mit den Kochboxen. Ich finde, es sind ausgewogene, abwechslungsreiche Rezepte, aus denen ich auch noch einiges für meine sonstige Kochpraxis lernen kann. Im Normalfall würde ich mitten in der Arbeitswoche meist weniger einfallsreich kochen.
- Lieferung. Unsere Kochbox kommt immer Samstag vormittags, dann klingelt der DPD-Fahrer (es ist eigentlich immer derselbe), begrüßt uns mit „Moin Chef!“ und überreicht uns die Box. Das ist schon ein liebgewonnenes Ritual geworden. Die Zutaten für jedes unserer 3 Gerichte sind in einer Papiertüte verpackt, Kühlartikel (Fleisch, Fisch, Milchprodukte) kommen in einer mit Papierwolle wattierten Tüte mit Eispacks, die nach eintägigem Pakettransport nur ein bisschen angetaut sind und gut kühlen. Zu jedem Rezept gibt es eine Rezeptkarte mit genauer Anleitung.
- Arbeitserleichterung. Meine einzige Aufgabe besteht darin, mir aus den wöchentlich 30 Gerichten die 3 besten auszusuchen. Dafür entfallen dann der Einkauf für diese 3 Mahlzeiten und die damit verbundene Planung. Das ist schon ganz cool, denn auf diese Weise haben wir 3x pro Woche leckere Gerichte, die nicht nur 0815 sind und Zutaten enthalten, für die man ansonsten mehrere verschiedene Läden ansteuern müsste (z. B. Zitronengras, Pak Choy, frischer Koriander…). Alle Gerichte sind in maximal 30–40 Minuten fertig, darauf ist auch Verlass. Wir können also unsere Mittagspause ziemlich genau planen und haben dann „auf den Punkt“ das Essen fertig, je nachdem, wer gerade ein Zeitfenster zum Kochen hat.
- Verpackungsmüll. Anfangs war ich skeptisch, ob mit der Kochbox nicht deutlich mehr Verpackungsmüll bei uns anfallen würde. Denn schließlich enthält sie die exakt bemessenen Zutaten für jedes Gericht (abgesehen von Wasser, Öl, Salz und Pfeffer muss man nichts selbst vorhalten), also auch eine Minipackung mit 10 Gramm Honig, wenn dieser für ein Salatdressing benötigt wird, ebenso wie ein Minipäckchen Butter wie vom Hotelbuffet. Auch Gewürzmischungen sind in kleinen abgepackten Tütchen mit dabei. Das klingt erstmal nach viel Müll, im Endeffekt hat sich unser Verpackungsmüllaufkommen aber nicht erhöht. Denn Gemüse liegt bei Hello fresh lose dabei (während es im Supermarkt oft in Plastik verpackt ist oder in einer Tüte landet, weil wir wieder mal das Mehrwegnetz für Obst und Gemüse vergessen haben), und Zutaten wie Joghurt oder Schmand sind nicht in Bechern, sondern verpackungsärmeren Schlauchbeuteln verpackt. Man hat schon den Eindruck, dass die Leute bei Hello fresh sich Gedanken zum Thema Müllvermeidung machen und auf einem ganz guten Weg dabei sind.
- Nachhaltigkeit. Hello fresh wirbt damit, dass seine Kochboxen besonders nachhaltig sind und Lebensmittelverschwendung vorbeugen, weil sie diese exakt bedarfsgerecht einkaufen und direkt an ihre Kunden verschicken (und damit etliche Transportwege einsparen). Die auf einer eigenen Seite präsentierte CO2- und Nachhaltigkeitsbilanz kann ich natürlich nicht im Detail nachprüfen. Doch zumindest bei uns landen – zumindest bei den von Hello fresh gelieferten – Lebensmittel nicht im Müll, weil sie alle vollständig für die betreffende Mahlzeit aufgebraucht werden. Es bleibt nichts übrig (was natürlich manchmal auch ein Nachteil sein kann, wenn ein Essen besonders lecker war und man gern eine Portion für den nächsten Tag übrigbehalten würde).
- Bio-Lebensmittel. Normalerweise achten wir bei unseren Lebensmitteleinkäufen wenn möglich auf Bio-Qualität. Zumindest bei Fleisch und Milchprodukten kommen uns eigentlich nie Produkte aus konventioneller Tierhaltung ins Haus. Hello fresh gibt an, sich an der Initiative Tierwohl zu beteiligen, die allerdings von vielen Stellen kritisiert wird und mit ihren Standards bei Weitem nicht an das heranreicht, was Tierschützer in puncto artgerechte Tierhaltung fordern. Wenn man Bio-Fleisch gewohnt ist, fällt einem auch der Qualitätsunterschied zu konventionellem bzw. „Tierwohl“-Geflügel auf, wie Hello fresh es verwendet. Ich habe in den Kochboxen gelegentlich schon mal Bio-Gemüse vorgefunden, doch das ist leider nicht der Normalfall bei Hello fresh, in diesem Punkt missachten wir also eindeutig unsere eigenen Standards. 😦
- Frische der Lebensmittel. Hier gibt es erstaunlicherweise nichts zu meckern. Man sollte meinen, dass die Lebensmittel nach Transport und Lagerung über mehrere Tage nicht mehr soooo taufrisch sind. Doch tatsächlich ist das Gemüse auch am Mittwoch noch völlig okay, wenn wir das letzte der 3 Wochengerichte kochen (am Wochenende kochen wir lieber auf eigene Faust oder gehen auswärts essen, also sind meist Mo, Di und Mi unsere Kochbox-Tage). Bei Rezepten mit Fleisch oder Fisch, die nur begrenzt haltbar sind, steht auf der Rezeptkarte ein Hinweis, bis zu welchem Tag nach Lieferung das Gericht gekocht werden sollte. Wir umgehen das machmal dadurch, dass wir die verderblichen Bestandteile einfach einfrieren, bis wir das Rezept kochen wollen.
- Service. Es kommt manchmal vor, dass einzelne Rezeptzutaten fehlen. Das ist nicht so dramatisch, wenn es sich um ein Tütchen mit 4 Gramm Gemüsebrühe handelt – so etwas haben wir ohnehin vorrätig. Einmal fehlte ein Tütchen mit Paprikagewürzmischung, da habe ich dann einfach mit Paprikapulver und Garam Massala improvisiert. Etwas schwieriger wird es, wenn Gemüse fehlt, etwa eine ganze Zucchini oder eine Zwiebel. Ist beides schon vorgekommen. Zum Glück hatten wir selbst sowohl Zucchini als auch Zwiebeln im Vorrat. Doch wer sich voll und ganz auf Hello fresh verlässt, guckt dann vielleicht blöd aus der Röhre. Das wird allerdings durch ein gutes Beschwerdemanagement aufgefangen: Mit ein paar Klicks auf der Homepage kann man fehlende bzw. verdorbene Zutaten oder sonstige Mängel melden und bekommt umgehend eine Gutschrift. Für die fehlende Zucchinie und ein Tütchen Gemüsebrühe gab es 10 Euro zurück, für das fehlende Paprikagewürz und eine schimmelige Knoblauchzehe (der man das von außen nicht ansehen konnte) wurden mit 4 Euro erstattet. Das fand ich völlig okay.
- Vorsicht Abofalle. Wer einmal Kunde bei Hello fresh ist, kommt so schnell nicht wieder raus aus dem System. Ich kann zwar jederzeit anklicken, dass ich in einer bestimmten Woche die Lieferung aussetzen oder Hello fresh generell den Rücken zukehren möchte. Aber wenn man nichts weiter unternimmt, werden einfach jede Woche die Zutaten für die bestellte Zahl von Mahlzeiten geliefert. Außerdem animiert einen Hello fresh mit immer neuen Rabattködern zum Bleiben: Nach Woche x gibt es 10 Euro Rabatt auf dies oder jenes, Gutschriften nach Reklamationen werden auf die übernächste Box angerechnet, mit Box y wird ein kostenloser Rezeptordner mitgliefert (auf diesen warten wir allerdings noch, denn er war bislang wegen Rohstoffmangel auf dem Papiermarkt nicht lieferbar – dafür gab es aber 5 Euro Rabatt auf die übernächste Box…) – ihr kapiert das Prinzip, oder? Cleveres Marketing, das bei mir zudem auf fruchtbaren Boden fällt. Ich kann mich solchen Ködern nur sehr schwer entziehen. Ach ja, es gibt auch attraktive Rabatte für die Werbung von Neukunden – wendet euch also gern vertrauensvoll an mich, wenn ihr das auch mal ausprobieren möchtet! 😉
- Kosten. Wir zahlen aktuell pro Portion 5,17 Euro, pro Woche summieren sich die Kosten also auf 36,48 Euro zuzüglich 5,49 Euro Versand. Je mehr Mahlzeiten man pro Woche bestellt, desto günstiger wird es. Es gibt jede Woche auch mehrere Gerichte, für die aufgrund teurerer Zutaten ein höherer Preis fällig wird. Klar ist: Würde ich alle Rezeptzutaten selbst einkaufen, käme mich die Mahlzeit garantiert günstiger. Allerdings zahle ich mit dem Abopreis natürlich auch die Rezeptentwicklung und den ganzen Service drumherum mit. Außerdem sollte man bedenken, dass man beim Selbsteinkaufen möglicherweise größere Mengen eines benötigten Produkts einkauft und dann schauen muss, was man mit dem Rest anstellt. Und leider passiert es genau dann ja oft, dass man die angebrochene Spezialzutat in der hinteren Ecke vom Kühlschrank vergisst und irgendwann entsorgen muss, weil sie vergammelt ist. Wenn man das alles zusammenrechnet, wird der Kostenvorteil durch Selbstkaufen schon ein bisschen kleiner. Insgesamt finde ich das Preis-Leistungsverhältnis in Ordnung – vor allem wenn man bedenkt, dass man dafür Gerichte bekommt, die mindestens so schick aussehen und lecker schmecken wie das, was man in einem Restaurant serviert bekommt. Also nicht einfach Nudeln mit Schnellschnell-Sauce, die man sonst vielleicht fix aus dem Vorrat zaubert, sondern was Schönes.
- Diabetestauglichkeit. Ein großer Pluspunkt sind die exakten Nährwertangaben auf den Rezeptkarten. Und weil die Zubereitungszeit außerdem sehr zuverlässig hinkommt, kann ich sehr genau planen, wann ich vor dem Essen wie viel Insulin spritzen sollte. Das empfinde ich wirklich als große Erleichterung. Denn beim Selberkochen frei Schnauze fällt es mir trotz meiner KH-Schätzkünste und Kocherfahrung oft schwer, so genau abzupassen, wann das Essen wirklich fertig ist und wie viele Gramm Kohlenhydrate es summa summarum wirklich enthält. Ein einziges Mal lag ich mit meiner Insulindosierung nach den Angaben von Hello fresh daneben, und zwar bei einem Schweinefilet mit Honig-Thymian-Sauce, das von gebackenen Süßkartoffelscheiben und Buschbohnen begleitet wurde. Laut Rezept waren das insgesamt 92,6 Gramm Kohlenhydrate, was mir zwar sehr hochgegriffen schien, doch ich spritzte einfach mal die entsprechende Menge Insulin (13 Einheiten, ich habe kurioserweise mittags den höchsten Insulinbedarf und reagiere morgens am empfindlichsten auf Insulin). Ich hätte allerdings besser meinem Bauchgefühl vertraut, denn das war deutlich zu viel. Kein Drama, schließlich war ich zu Hause und konnte mir einfach ein Dessert genehmigen, ohne dafür zu spritzen. Aber es hat halt nicht hingehauen, wenngleich es das einzige Mal war, dass die Angaben irgendwie nicht passten. Das Nonplusultra wäre es natürlich, wenn auf der Rezeptkarte ein QR-Code abgedruckt wäre, mit dem man das Gericht direkt inklusive Nährwertangaben in Fitbit (nutze ich zum Tracken), Yazio (nutzt Christoph) und diese ganzen Tracking-Apps importieren könnte. Das geht leider nicht, ich muss die Nährwerte also manuell eingeben. Aber das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau.
- Fazit. Ich glaube nach 7 Wochen tatsächlich noch, dass die Kochboxen sich prima für Leute eignen, die bislang nicht viel Erfahrung mit dem Werkeln am heimischen Herd haben. Sie sind für Anfänger vielleicht sogar eine Chance, sich überhaupt mal mit dem Kochen auseinanderzusetzen, mit Zutaten, Abläufen in der Küche etc. Daneben finde ich die Kochboxen aber auch einfach sehr praktisch, weil ich mir für 3 Tage keinerlei Gedanken mehr ums Essen machen muss. Plus die Inspiration, die ebenfalls hängenbleibt. Insgesamt also Daumen hoch!