Wahnsinn: Nun ist der Dezember beinahe vorbei, und dank einiger Reisen und Abgabetermine im Job und anschließender blöder Erkältung war ich noch kein einziges Mal Laufen. Dafür benahm sich mein Schweinehund heute allerdings erstaunlich gesittet – das kenne ich von ihm durchaus auch anders…
Bislang gab es meinem Dezember 2014 noch nicht allzu viele sportliche Aktivitäten. Während ich in meiner mySugr-Diabetes-App normalerweise pro Woche fünf bis acht Stunden Sport dokumentiere, kann ich mich bis zum heutigen zweiten Weihnachtstag den ganzen Monat hindurch nur an einmal Schwimmen (Kraulkurs) erinnern. Aber manchmal ist es halt so: Da jagt ein Abgabetermin den nächsten, ich sitze von früh bis spät am Schreibtisch – und kaum sind die Projekte abgearbeitet und der Stress lässt nach, entspannt sich der Körper mit einer hübschen Erkältung. So auch in den vergangenen Wochen.
Urlaub, wieder gesund, Sonnenschein: Beste Voraussetzungen für einen kleinen Weihnachtslauf
Zum Glück kamen am heutigen zweiten Weihnachtsfeiertag ein paar positive Dinge zusammen: Ich hatte Zeit, denn ich genieße derzeit ein paar freie Tage, und auch die Sippe, die uns über Heiligabend zu einem gemütlichen und wuseligen Weihnachtsfest besucht hat, ist schon wieder abgereist. Meine Erkältung ist abgeklungen, und die Sonne hat sich heute endlich mal wieder hervorgetraut, nachdem es tagelang wie aus Eimern geschüttet hatte. Sogar mein Schweinehund musste einsehen, dass man bei diesen Voraussetzungen in die Laufschuhe steigen und ein paar Runden drehen muss.
Ist leider so: Meinem Schweinehund bin ich intellektuell meist nicht gewachsen
Dabei ist mein Schweinehund ein ganz besonderes Kaliber und macht mir beim Sport weit mehr zu schaffen als der werte Kollege Diabetes. Ja, ich muss zugeben, dass ich meinem Schweinehund ganz häufig intellektuell nicht gewachsen bin – und er nutzt seine Überlegenheit dann in der Regel schamlos aus. Eine Zeitlang lauerte er zum Beispiel am liebsten ungefähr auf halber Strecke meiner damaligen „Hausrunde“ entlang der Felder von Bullendorf. An einer ganz bestimmten Ecke sprang er mich ungelogen bei jedem Lauf ganz unverhofft an und machte mir klar, dass meine Beine viel zu müde sind um die Laufrunde ohne Gehpause fortzusetzen (erste eiskalte Lüge), mein Blutzucker wahrscheinlich zu niedrig (zweite eiskalte Lüge), dass der Horizont furchtbar weit weg erscheint (damit hat er bei den Wegen entlang der Felder in Bullendorf allerdings recht) und die Lage damit insgesamt hoffnungslos (ok, überzeugt). Erst nach ein paar hundert Metern Gehpause hatte ich das Mistvieh dann wieder im Griff und konnte weiter traben. Inzwischen habe ich aus diesen Schweinehund-Attacken gelernt und mir andere Strecken gesucht.

Cartoon von Bitstrips, http://bitstrips.com/
„Puh ist das warm, du hättest mal lieber eine kurze Laufhose anziehen sollen!“
Auch von Wettkampfsituationen lässt sich mein Schweinehund nicht immer beeindrucken. Zum Beispiel beim diesjährigen Elmshorner Stadtlauf am 29. September 2014, bei dem ich für die 10-Kilometer-Distanz angemeldet war. Es war für Ende September sehr warm, und darin witterte mein Schweinehund seine große Chance. Während der ersten drei Kilometer nörgelte er in einem fort: „Puh ist das warm, du hättest mal lieber eine kurze Laufhose anziehen sollen!“ Dann fielen ihm entlang der Laufstrecke andere unangenehme Dinge auf: „Schau mal, wie viele Läufer hier schon auf die Straße gerotzt haben, bestimmt trittst du da gleich rein!“ Richtung Bahnhof machte er mich auf einen Haufen Erbrochenes (vermutlich Überreste der vorangegangenen Samstagnacht) aufmerksam, mit dem ich mir natürlich auch garantiert die Laufschuhe ruinieren würde, sofern ich den Lauf nicht sofort vorsorglich abbrechen und nach Hause aufs Sofa zurückkehren würde. Mein Schweinehund gab das Jammern erst auf, als ich ihn anfauchte, dass er doch bitte zumindest bei einem Wettkampf mal die Klappe halten soll.
„Willst du nicht lieber die Schilder mit den Infos über die Apfelsorten lesen?“
Leider war meine pädagogische Mission nicht nachhaltig erfolgreich, denn beim Butterkuchenlauf am 19. Oktober 2014 in Jork stand er wieder gemeinsam mit mir am Start, dieses Mal für 12 Kilometer. Entlang des Elbdeichs lief das Mistvieh noch recht brav bei Fuß, doch ab Kilometer 9, als es (bei ebenfalls noch ungewöhnlich sommerlichen Temperaturen) durch die idyllischen Wirtschaftswege der Apfelplantagen im Alten Land ging, hatte er eine ganz neue Idee. Er flüsterte mir ein: „Schau doch mal, da stehen Schilder mit Informationen über die verschiedenen Apfelsorten, die hier angebaut werden. Du schaffst deine angepeilte Zeit doch sowieso nicht, also kannst du auch mal kurz stehenbleiben und die Schilder lesen, wenn du schon mal hier bist!“ Wir einigten uns nach kurzem Disput auf den üblichen Kompromiss: Gehpause.
„Jetzt ist DIE Gelegenheit! Bleib liegen und stell dich einfach tot!“
Den größten Coup landete mein Schweinehund allerdings beim diesjährigen Alsterlauf am 7. September, für den ich zusammen mit einer Freundin und meinem Mann angemeldet war. Um pünktlich zum Start um 10 Uhr in der Hamburger City zu sein, mussten wir recht früh aufstehen, da wir in Elmshorn ja rund 35 Kilometer von der Hamburger Innenstadt entfernt wohnen. Ich hatte in der Nacht aus unerfindlichen Gründen miserabel geschlafen. Als der Wecker klingelte, sagte ich zu meinem Mann (noch völlig ohne Hintergedanken, nur in der Hoffnung auf eine Tüte Mitleid): „Oh Mann habe ich beschissen geschlafen!“ Woraufhin er sich besorgt über mich beugte und meinte: „Oje, du Ärmste, möchtest du lieber liegen bleiben und noch ein bisschen schlafen?“ Das hätte er nicht tun dürfen, denn schwupp witterte mein Schweinehund seine große Chance. Das Mistvieh flüsterte mir umgehend ein: „Jetzt ist DIE Gelegenheit, stell dich einfach tot, dann musst du nicht laufen.“ Der Schweinehund siegte, aber ich wies meinen Mann an, mir NIE wieder, aber auch wirklich NIE WIEDER eine solche Option anzubieten.
Weihnachtsüberraschung: Ein Schweinehund beinahe so brav wie mein Blutzucker
Insofern war ich heute bei meinem kleinen Weihnachtslauf sehr positiv überrascht, dass mein Schweinehund so anstandslos mit zum Gassilaufen kam. Kein Nörgeln, kein Einflüstern, keine gemeinen Einfälle. Vielleicht ein verspätetes Weihnachtsgeschenk? Der Schweinehund benahm sich damit übrigens ebenso brav wie mein Blutzucker. Der lag beim Start bei 108 mg/dl, was mir zusammen mit einem Weihnachtskeks als perfekter Startwert erschien, wie ich seit meinen Testläufen mit dem Freestyle Libre inzwischen weiß. Der Zucker stieg während des Laufens auf 147 mg/dl, blieb eine ganze Weile auf diesem Level und sank gegen Ende der 6,4 Kilometer langen Laufstrecke auf 110 mg/dl ab. Das macht doch Hoffnung auf einen sportlichen Jahresausklang – denn nächste Woche steht noch der Lägerdorfer Silvesterlauf auf dem Programm. Und da ich den Diabetes zwangsläufig immer im Gepäck habe, würde ich zumindest meinen Schweinehund gern zu Hause lassen.
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