Süß, happy und fit

Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

#DBW2015 Aller Anfang ist schwer – doch das Leben geht weiter, versprochen!

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Mit der Diagnose Typ-1-Diabetes bricht erst einmal eine Welt zusammen. Das war auch bei mir so, damals, am 30. März 2010. Doch ich kann alle Diabetes-Frischlinge beruhigen: Aus den Trümmern kann man sich durchaus wieder ein Leben aufbauen. An manchen Stellen ein bisschen hässlicher als vorher, doch an einigen Stellen auch wirklich hübsch!

„Sie haben Diabetes.“ Bäng. Das sind schon komische Worte, deren Sinn man erst einmal verdauen muss. Meine erste Reaktion auf meine Diagnose Typ-1-Diabetes war erst einmal Abwehr: „Moment mal, ich bin doch Medizinjournalistin! Ich schreibe über so etwas, ich HABE das doch nicht!“ Es dauerte eine ganze Weile, bis ich den Schock verdaut und tatsächlich akzeptiert hatte, dass ich nun die Arbeit eines defekten Organs selbst übernehmen muss. Gut fünfeinhalb Jahre ist das jetzt her, und zum Geburtstag meines Diabetes überkommt mich regelmäßig ein halb feierliches und halb wehmütiges Gefühl. Anlässlich der #DBW2015 Diabetes Blog Woche soll ich nun tröstliche Worte für all die Frischlinge da draußen finden, die erst vor Kurzem die Hiobsbotschaft „Du hast Diabetes“ erhalten haben.

Es ist schwer, hierzu Worte zu finden, die über Plattitüden hinausgehen.

Das Leben geht weiter.
Du wirst dich damit arrangieren.
Es gibt weit schlimmere Krankheiten.
Mit Diabetes kann man heute gut leben.
Zum Glück haben wir hier in Deutschland Zugang zu Insulin und Teststreifen.

Alle diese Sprüche sind wahr. Und können einem trotzdem ungeheuer auf den Sack gehen, wenn man gerade todunglücklich mit dem eigenen Schicksal hadert: „Warum gerade ich? Wofür werde ich hier bestraft? Was ist schief gelaufen?“

Das ist ein Job – doch man kann ihn meistern!
Mein Rat an alle Neulinge in unserem Diabetes-Universum lautet daher: Versucht euch nicht länger als nötig mit diesen Fragen zu belasten, denn es gibt keine Antworten darauf. Niemand weiß, warum der Diabetes sich genau euch ausgesucht hat. Ihr werdet nicht für Sünden der Vergangenheit bestraft, es ist auch nichts schief gelaufen. Es ist einfach so wie es ist: nicht schön, aber leider unumkehrbar. Und das solltet ihr so rasch wie möglich akzeptieren. Ein Organ hat euch leider im Stich gelassen, und ihr werdet für den Rest eures Lebens seine Funktion selbst übernehmen müssen. Das ist ein Job. Manch einem fällt er leichter, anderen schwerer. Doch man kann ihn meistern. Und man sollte auch alles dransetzen, einen guten Job hinzulegen und nicht die Arbeit zu verweigern – denn ansonsten kann man (wie auch im Arbeitsleben) durchaus die eine oder andere Abmahnung und im schlimmsten Fall auch eine fristlose Kündigung kassieren. Akzeptanz ist der erste und wichtigste Schlüssel zu einer erfolgreichen Diabetestherapie. Wie das im einzelnen geht – vom Blutzuckermessen über das Berechnen von Kohlenhydraten bis hin zur korrekten Insulindosierung – das lernt man mit der Zeit. Doch im Kopf muss es „klick“ machen: „Ich habe Diabetes, diese Tatsache ist ab jetzt ein Teil von mir.“

Ich bin nicht krank, sondern stoffwechselgestört
Bei der Akzeptanz hilft es mir persönlich, auf die positiven Dinge zu fokussieren. Ihr wisst schon: Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. Wenn ich mir meinen allgemeinen Gesundheitszustand anschaue, ist es sogar längst nicht halb leer, sondern es fehlt nur ein ganz kleines Schlückchen aus dem Glas. Ich empfinde mich mit meinem Diabetes nicht als krank. Ich habe eine Stoffwechselstörung, die mir einiges an Management abverlangt. Doch solange ich das ordentlich manage, bin ich nicht krank. Denn alle meine Organe – mit Ausnahme meines bedauernswerten Pankreas – funktionieren prächtig, das ist doch oberklasse! Was sie tagein tagaus im Hintergrund für mich leisten, kann ich eigentlich erst so richtig würdigen, seit ich eine Organfunktion selbst aktiv übernehmen muss. Und bin deswegen tatsächlich sehr dankbar, wie wunderbar in meinem Körper so viele Dinge automatisch und ohne mein Zutun geregelt werden, wie toll das alles funktioniert. Wenn ich meinen Körper in diesem Licht betrachte, dann nehme ich ihm den Diabetes nicht mehr übel und bin gleich viel versöhnlicher gestimmt.

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knipseline / pixelio.de

Ich wünsche jedem „Diabetes-Frischling“, dass er sich ebenso mit seiner Stoffwechselstörung versöhnen kann. Denn dann kann ich euch reinen Gewissens versprechen: Das Leben geht weiter, und es ist schön!

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