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Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Nun also auch die Schilddrüse: Mein Vertrauen in meinen Körper ist mal wieder angeknackst

8 Kommentare

Es ist nun eine knappe Woche her, dass ich meine aktuellen Quartals-Blutwerte bekommen und erfahren habe, dass meine Schilddrüse Stress macht. Am Donnerstag war ich nun also beim Ultraschall, wo sich die Vermutung meines Diabetologen bestätigte. Eine Hashimoto-Thyreoiditis, wie sie sich bei mir offenbar anbahnt, ist kein Weltuntergang und gut behandelbar. Und doch hat sie mir einen Stich versetzt, mit dem ich nun erst einmal klarkommen muss.

Beim Ultraschall zeigten sich in meiner Schilddrüse (ach nein, ich wollte sie ab jetzt doch Schulddrüse nennen…) keine Knoten, die auf eine autoimmun oder erblich bedingte Überfunktion hingewiesen hätten. Stattdessen war das Gewebe sehr stark durchblutet, was als Zeichen für eine akute Entzündungsreaktion gilt, wie sie auch zu Beginn einer Hashimoto-Thyreoiditis in der Regel auftritt. Einfach gesagt: Das Immunsystem greift das Schilddrüsengewebe an, das sich zunächst mit verstärkter Aktivität wehrt und vermehrt Schilddrüsenhormone ausschüttet. Dann siegt das Immunsystem und die Schilddrüse gibt nach und nach ihren Geist bzw. die Hormonproduktion auf.

Da meine aktuelle Überfunktion mir keine nennenswerten Beschwerden bereitet, bekomme ich erst einmal keine Medikamente, die die Schilddrüse in ihrer übereifrigen Produktivität bremsen würden. Wir warten einfach einmal ab, bis die Überfunktion in eine Unterfunktion umschwingt. Dafür muss ich nun alle vier Wochen statt alle drei Monate zur Blutentnahme, na gut. Wenn es dann so weit ist, bekomme ich Thyroxin, wir tüfteln ein bisschen an der Dosierung herum, und dann sollte es auch halbwegs laufen.

Wie kommt es zu dem Drang meines Körpers, sich selbst zu zerstören?

Klingt also eigentlich nicht so kompliziert und gravierend. Und dennoch belastet mich die Diagnose im Moment recht stark. Denn ich habe nun statt einer mittlerweile zwei Autoimmunerkrankungen. Mein Körper hat einen sehr befremdlichen Drang, sich selbst anzugreifen. Und das, obwohl ich doch immer gut zu meinem Körper war: Ich habe nie geraucht, trinke nur selten Alkohol, habe kein bzw. zumindest kein gesundheitsgefährdendes Übergewicht, achte auf meine Ernährung, treibe Sport, passe auf mich auf… Was will ein Körper eigentlich mehr an Fürsorge? Warum wendet er sich gegen sich selbst und damit gegen mich?

Und wenn beim Laufen oder Radfahren auf einmal ein weiteres Organ kaputtgeht?

Ähnliche Gedanken hatte ich auch unmittelbar nach meiner Diabetes-Diagnose. Ich hatte damals erst einmal das Vertrauen in meinen Körper verloren. Ich weiß genau, dass diese Gedanken mich nicht weiterbringen. Dass sie mich unnötig trübsinnig machen. Doch im Moment fordern sie ein bisschen Raum. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass ich seit der Nachricht mit den Laborwerten keinen Sport treiben mochte. Wenn ich an Laufen oder Radfahren denke, habe ich auf einmal die diffuse Angst, noch irgendetwas an meinem Körper könnte spontan versagen. Natürlich ist es albern zu befürchten, dass mir beim Laufen auf einmal ein Bein oder Arm abfallen könnte. Aber diese seltsame Angst lässt sich nicht leugnen.

Sport hilft, das Vertrauen in den eigenen Körper wiederzuerlangen

Allerdings habe ich nicht vor, klein beizugeben. Heute werde ich das wunderbare Frühlingswetter für eine Rennradausfahrt nutzen. Es muss nicht allzu lang gehen, auch nicht wirklich schnell. Einfach nur am Deich entlang radeln und wieder ein wenig Vertrauen fassen. Vertrauen, dass meine Oberschenkel Kraft haben und in die Pedale treten können, dass mein Herz toll pumpen und meinen Körper versorgen kann, dass meine Lunge Atem schöpfen und mein Gehirn all das steuern kann. Schon nach meiner Diabetes-Diagnose habe ich gelernt, dass Sport eine ganz wunderbare Methode ist, wieder Vertrauen in meinen Körper zu gewinnen. Und so will ich nun auch der Hashimoto-Thyreoiditis begegnen.

Nun werde ich meinen Startplatz im Triathlon wohl doch selbst nutzen

Noch vor ein paar Wochen hatte ich damit geliebäugelt, meinen Startplatz für die Sprintdistanz beim diesjährigen Hamburg-Triathlon zu verkaufen oder an meinen Mann abzugeben. Ich hatte einfach nicht besonders viel Lust auf Wettkampfsituationen und wollte mal ein Jahr ganz ohne sportliche Wettkämpfe ausprobieren. Doch nun denke ich, dass ich den Startplatz selbst nutzen werde. Nach dem Zieleinlauf kann ich mir dann meine Medaille anschauen und mich vergewissern, dass es eine Menge Dinge gibt, die meinem Körper auch mit Typ-1-Diabetes und Hashimoto-Thyreoiditis möglich sind.

8 Kommentare zu “Nun also auch die Schilddrüse: Mein Vertrauen in meinen Körper ist mal wieder angeknackst

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  5. Ich hatte zuerst die Unterfunktion (seit 2001) und am 13. März kam die Diabetes-1-Diagnose. Also noch „taufrisch“ und genau andersrum als bei dir. Wie auch Gundi schrieb: die Unterfunktion kriegt man ziemlich entspannt in den Griff und muss sich nicht dauernd beobachten wie bei der Diabetes, wenn erst die Dosierung stimmt. Das schaffst du locker! Ich hoffe, ich bin auch bald so fit wie du mit dieser komplizierten Diabetes. Ich frage mich seit Wochen, warum mein Immunsystem sich offenbar so sehr langweilt, dass es sowohl die Schilddrüse als auch die Bauchspeicheldrüse für entbehrlich hält… oder was mein Körper mir sonst sagen will. Ich bin heute (endlich) auf dienen Blog gestoßen und werde sicherlich öfter vorbeischauen. Alles Gute dir!

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    • Liebe Nicole, danke für deine aufmunternden Zeilen und dein Lob für mein Blog! Ich werde weiter berichten, wie sich meine Schulddrüse benimmt… LG Antje

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  6. Liebe Gundi, danke für deine ermutigenden Worte! Danke auch für den Tipp mit dem Jodsalz, das werde ich meinen Diadoc noch fragen, wenn es denn an die medikamentöse Substitution geht… LG Antje

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  7. Liebe Antje,
    leider haben viele Typ Einserinnnen auch noch Hashimoto und wichtig ist vor allem, dass man es erkennt so dass man gegensteuern kann. Viele wissen es nicht und bleiben deshalb z. B. auch heute noch kinderlos, was wirklich schade ist. Ich selbst habe seit 26 Jahren (1. Schwangerschaft) Typ I und seit 21 Jahren (2. Schwangerschaft) Hashimoto. Meine Schilddrüse ist schon lange mit L-Thyroxin perfekt eingestellt, man muss morgens nur an die Tablette denken und das ist schon alles. Anfangs wurde mir Thyroxin mit Jod verschrieben, der DiaDoc wusste es nicht besser, nach dem Motto: „Jod ist immer gut für die Schilddrüse“. Das hat den Entzündungsprozess noch angefacht. Man sollte immer gucken, möglichst wenig Jodsalz zu sich zu nehmen. Ich wünsche dir alles Gute und weiterhin sportliche Erfolge!

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