Ist es Zufall oder entstehen hier gerade ein neues Bewusstsein und ein neuer Trend? Jedenfalls bin ich gleich heute früh völlig unabhängig voneinander über zwei Mitteilungen gestolpert, in denen es um den weiblichen Zyklus im Zusammenhang mit Sport bzw. Bewegung geht.
„Raus aus der Tabuzone“ schrieb ich hier vor einer Weile und schilderte meine Gedanken zu einer Sitzung beim Diabetes-Barcamp, in dem ein Haufen Frauen nebst zwei tapferen Männern über die Auswirkungen des weiblichen Menstruationszyklus auf das Diabetesmanagement diskutierten. Und darüber, wie selten dieses Thema bei Terminen in der Diabetespraxis zur Sprache kommt. Wie wenig überhaupt offen darüber gesprochen wird. Seither haben auch Tine, Lea und Beate darüber gebloggt, und es sind außerdem auf der Seite von DiabetesDE eine Reihe von Info-Texten zu „Diabetes und Zyklus“ aufgetaucht, die ich vorher nicht dort gefunden habe.
Fitbit integriert einen Zyklus-Tracker in seine App
Heute ist mir nun erstmals aufgefallen, dass sich auch jenseits der Diabetesszene offenbar Menschen Gedanken über die Auswirkungen des Menstruationszyklus auf den Alltag von Frauen machen – und zwar in Verbindung mit (sportlicher) Aktivität. Zum einen poppte mir heute morgen, als ich meine Fitbit-App aktivierte, eine Werbung für die neue Smartwatch Versa entgegen. Als spezielles neues Feature stellt Fitbit „Female Health Tracking“ heraus, sprich: eine in Fitbit integrierte Zyklus-App, deren Daten natürlich mit sämtlichen anderen Daten verbunden werden, die man mit Fitbit aufzeichnen kann, sprich: Schritte, Schlaf, sportliche Aktivitäten, Kalorien– und Flüssigkeitszufuhr. Wird da so langsam also ein Traum Wirklichkeit? Wenn die seit vergangenem Jahr angekündigte Kooperation zwischen Fitbit und Dexcom zur Integration der kontinuierlichen Glukosemessung in das Fitbit-System endlich realisiert würde, dann gäbe es hier wirklich eine feine Variante, alle Daten miteinander zu verbinden und das große Gesamtbild zu sehen.
(Triathlon-)Training auf den Menstruationszyklus abstimmen
Kaum saß ich am Rechner und checkte erstmals meine heutigen Mails, wurde ich im Triathlon-Newsletter von TIME2TRI auf einen Artikel zum menstruationszyklusgesteuerten Training aufmerksam. Das ist nun ein unschönes Wortungetüm, doch der Gedanke dahinter ist ja goldrichtig: Je nach Zyklusphase ist der weibliche Körper unterschiedlich leistungsfähig, und das sollte man im Training berücksichtigen, insbesondere wenn man ehrgeizige sportliche Ziele verfolgt. Zwar weckt der Artikel meinem Empfinden nach ein bisschen den Eindruck, als seien Frauen aufgrund der Besonderheit namens Menstruationszyklus für den überwiegenden Teil des Monats weniger leistungsfähig und belastbar. Ein solches Bild stört mich, denn ich halte nichts davon, völlig natürliche Vorgänge zu pathologisieren und problematisieren. Zumal ich persönlich nie mit PMS oder anderen Menstruationsbeschwerden zu tun hatte und mich auch nie wegen meines Zyklus weniger leistungsfähig gefühlt habe (vielleicht habe ich aber auch einfach nie die Schwelle des sportlichen Ehrgeizes überschritten, ab der einem so etwas auffällt, wer weiß…).
Nichtsdestotrotz freue mich mich sehr, dass das Thema aufgegriffen und beleuchtet wird. Denn immerhin sind wir Frauen die Hälfte der Menschheit. Lasst uns dieses Thema weiter beobachten und vorantreiben!