Süß, happy und fit

Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Neulich beim EASD-Kongress, Unterhaltung mit einem Taxifahrer: „Na dann gute Besserung!“

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Folgende Situation: Dienstagabend nach einem langen Kongresstag, ich bin auf dem Weg zurück von der mySugr-Party ins Hotel. Der Bus, den ich eigentlich nehmen wollte, lässt sich nicht blicken. Und auch der nächste kommt einfach nicht, sodass ich hundemüde kurz vor Mitternacht schon eine halbe Stunde an der Bushaltestelle stehe und mir letztlich ein Taxi heranwinke.

Mit dem Taxifahrer entspinnt sich dann der folgende Dialog, der mir einmal mehr zeigt, wie dringend weiter und mehr und besser über Diabetes und das ganze Drumherum aus Prävention, Ursachen, Unterschiede zwischen Typ 1 und Typ 2, Ernährung, Bewegung, Therapie, Forschung etc. aufgeklärt werden muss. Packen’s wir an, da kann jeder ein bisschen mitmachen! 🙂

Antje (genervt): Der Busfahrplan scheint mir eher so ein unverbindlicher Vorschlag zu sein, jedenfalls stehe ich schon eine halbe Stunde hier in der Kälte rum, jetzt habe ich keine Lust mehr.

Taxifahrer (versöhnlich): Ach, wir haben hier momentan so viele Baustellen, da kam der Bus vielleicht einfach nicht durch. Und gleich kommen dann zwei kurz hintereinander… Aber wenigstens ist morgen Feiertag, da müssen Sie ja nicht so früh raus, oder?

Antje (immer noch genervt): Nix Feiertag, ich muss morgen arbeiten und schon um 8:30 an der Messe beim Diabetes-Kongress der EASD sein!

Taxifahrer (interessiert): Oh, Diabetes! Das ist ja eine schlimme Krankheit. Meinem Nachbarn mussten wegen seines Diabetes schon zwei Zehen amputiert werden. Ganz schlimm ist das. Und man kann ja gar nichts machen… Es gibt immer noch keine Heilung, oder? Ich hab‘ da neulich mal was im Radio gehört, dass man Diabetes mit einer Transplantation heilen kann?

Antje (im Aufklärungsmodus): Nee, Heilung ist bislang nicht in Sicht. Eine Transplantation ist immer nur eine Notlösung, weil man dann ja das Immunsystem mit Medikamenten runterregeln muss, damit das gespendete Organ nicht abgestoßen wird. Es wird aber viel z. B. an Stammzellen geforscht. Allerdings kann man schon einiges machen, damit einem keine Zehen amputiert werden. Ich selber habe Typ-1-Diabetes und…

Taxifahrer (schaut mich besorgt an und unterbricht mich): … oh Gott, ist das der schlimme Diabetes?

Antje (im Aufklärungsmodus): Wie man’s nimmt. Ich muss halt Insulin spritzen und mir bei allem, was ich so den ganzen Tag über mache und vor allem vor dem Essen, Gedanken über meinen Blutzucker und die richtige Insulindosis machen. Das sind Gedanken, die ständig mitlaufen.

Taxifahrer (nachdenklich): Mein Nachbar spritzt auch Insulin, und trotzdem haben sie ihm die Zehen abgenommen. Aber da sind Sie ja ganz schön eingeschränkt, das stelle ich mir schwierig vor. Dann können Sie auch gar keinen Sport machen, oder?

Antje (seufzt innerlich): Doch, das kann ich, mache ich auch. Und das tut meinen Blutzuckerwerten auch sehr gut. Sport und Bewegung sind für alle gut, ob Typ 1 oder 2. Und wenn man eine Veranlagung für Typ 2 hat, kann man ihm durch Bewegung auch vorbeugen.

Taxifahrer (denkt eine Weile frustriert nach): Ich fürchte, ich bin auch ein Kandidat für Diabetes. Ich fahre seit 15 Jahren Taxi, bewege mich fast gar nicht und esse viel zu viel Süßes.

Antje (schielt verstohlen auf den Bauch des Taxifahrers): Hmm, wenn bei Ihnen Diabetes in der Familie liegt, ist das tatsächlich nicht günstig.

Taxifahrer (weiter frustriert): Ich hab das mal versucht und mich im Fitnessstudio angemeldet. Hat keinen Spaß gemacht, ich habe dann nicht weitergemacht.

Antje (betrachtet den Schrittzähler an ihrem Handgelenk): Wie wäre es, wenn Sie einfach mal versuchen, ein bisschen mehr Bewegung in Ihren Alltag einzubauen? Einfach mal ne Runde um den Block gehen ist besser als nichts! Jeder Schritt zählt!

Taxifahrer (weiter skeptisch, aber nun hält er ja vor dem Hotel und schaltet das Taxameter aus): So, da wären wir. Macht 11,70 Euro. Und gute Besserung!

Antje (überlegt verwirrt, ob sie während der Fahrt hörbar rumgeschnieft oder geniest hat): Wieso gute Besserung?

Taxifahrer (erstaunt): Na für Ihren Diabetes!

Antje: Ach so, danke. Aber mein Diabetes wird nicht mehr besser, der bleibt.

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