Süß, happy und fit

Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Auf dem Trampolin zeigt sich das wahre Alter eines Menschen

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Die erste große Ungerechtigkeit dieses neuen Jahres begab sich in einer Trampolinhalle. Meine beiden Nichten Antonia und Mathilda waren zu Besuch, und ich wollte ihnen ein erinnerungswürdiges Unterhaltungsprogramm bieten. Also besuchten wir eine dieser Indoor-Trampolinhallen, in denen man auf mehreren tausend Quadratmetern Trampolin springen, Slam Dunks trainieren und sich mit Schwung in ein großes Becken mit Schaumstoffwürfeln katapultieren kann.

Und genau dort bekam meine eigentlich sehr positive Einstellung zu meinem Lebensalter einen Dämpfer versetzt. Eigentlich hadere ich ja überhaupt nicht mit meinem Alter. Weder störe ich mich ernstlich an meinen Lachfältchen, noch am Winkefleisch der Oberarme oder an den Dehnungsstreifen auf meinem Bauch. Diese Dinge sind halt so, wie sie sind. Und graue Haare kann ich färben, wenn sie mich nerven. Dafür mag ich sehr, dass ich deutlich gelassener durch’s Leben gehe als in meinen Zwanzigern. Und dank meiner sportlichen Aktivitäten, die ich erst in den verganenen Jahren ausgebaut habe, bin ich heute mit knapp 49 Jahren körperlich sogar wesentlich fitter als mit 25. Zumindest was Muskelkraft und Ausdauer angeht.

Warum schwirren mir so viele Fragen durch den Kopf?

Aber man sollte sich nichts vormachen: So ein Körper ist in seinen Endvierzigern einfach verletzungsanfälliger als der eines Kindes mit seinen beneidenswerten Gummiknochen und robusten Gelenk-, Bänder- und Wasweißichnoch-Verbindungen. Während die Kids also sofort losstürmten und unbekümmert herumhüpften, betrat ich die Sprungflächen eher zögerlich. Wie stark federn sie, wenn ich springe? Wie weich sind die Begrenzungspolster ringsum jede Trampolinfläche? Auf was für einen Aufprall muss ich mich einstellen, wenn ich statt auf der Sprungfläche auf dem Begrenzungspolster lande? Passen auch alle auf, nicht mit anderen Springern zusammezustoßen? Könnte bei einer Rempelei ein Freestyle Libre-Sensor abreißen? Was wird mein Zucker zu diesern ungewohnten Aktivität wohl sagen? Wieviel Schwung brauche ich, um von einer Trampolinfläche auf die danebengelegene zu hüpfen? Warum müssen einem als lebenserfahrenen Menschen eigentlich immer so viele Fragen im Kopf herumsausen, bevor man irgendwas macht?

Beim Fangenspielen quer durch die Halle war ich leichte Beute

Ich war neugierig, hatte aber auch eine gewisse Angst mich zu verletzen oder mir weh zu tun. Und diese Angst erwies sich als berechtigt. Denn kaum hatte ich ein paar Hüpfer gewagt, landete ich einmal ungünstig in Hohlkreuz-Haltung und spürte einen leichten Schmerz irgendwo unten links der Lendenwirbelsäule. Autsch. Zum Glück nicht allzu wild: Ich konnte halbwegs problemlos weiterspringen und wurde mit der Zeit auch ein bisschen mutiger. Mut ist natürlich relativ und bedeutete in meinem Fall: Ich traute mich irgendwann, nach zwei Sprüngen auf dem einen Trampolinfeld mit einem etwas größeren Satz auf das danebengelegene zu springen. Und vorn dort aus nach zwei kontrollierten Sprüngen wieder ein Feld weiter. Beim Fangenspielen quer durch die Halle war ich mit dieser funktionierenden, aber nicht allzu schnellen Technik für die beiden gazellenflinken Mädchen allerdings leichte Beute, da half auch mein Zebra-Outfit nicht weiter.

Eleganter Slam Dunk? Fehlanzeige…

Was auch nicht so gut klappte: mich aus einem Sprung wie bei einer Schwimmbad-Arschbombe mit dem Po auf die Sprungfläche fallen zu lassen, wieder nach oben zu schnellen und mit den Füßen weiterzuspringen. Kaum plumpste mein Hintern auf die Sprungfläche, machte sich wieder dieser Schmerz in der unteren Lendenwirbelgegend bemerkbar. Autsch. Auch beim Hüpfen vor dem Basketballkorb war ich nicht sonderlich erfolgreich. Anders als meine Nichten traute ich mich einfach nicht so recht, richtig kräftig hochzuspringen um den Ball in den Korb zu dunken. Und landete beim Aufprall zudem nicht elegant auf beiden Füßen, sondern musste erstmal meine durcheinandergewirbelten Gebeine sortieren.

Eine Woche bis zur vollständigen Schmerzfreiheit

Doch was das Trampolinspringen mit meinem Körper wirklich angestellt hat, stellte sich erst gegen Abend und erst recht ab dem nächsten Morgen heraus. Denn seither streikt mein Rücken. Er tut weh, meldet sich bei nächtlichen Wendemanövern im Bett, macht den aufrechten Gang zu einer hochkomplexen Angelegenheit. Ich erinnerte mich auf einmal, dass ich mir bei unserer Laufreise in Andalusien schon einmal Rückenschmerzen mit einem ähnlichen Verletzungsmuster zugezogen hatte. Damals hatte es ungefähr eine Woche gedauert, bis ich wieder vollständig schmerzfrei war. Ich rechne nun also mit einem ähnlich zähen Genesungsverlauf. Gestern und vorgestern war ich beim Krafttraining, habe tapfer Rückenübungen gemacht und den Nerven in der schmerzenden Gegend ein paar andere Impulse verschafft um sie auf andere Gedanken zu bringen. Das hat auch ganz gut geklappt, aber wenn ich vom Esstisch aufstehe, kann ich mich immer noch nicht sofort normal gerade aufrichten und muss jedes Mal einen Schmerzstöhner unterdrücken.

Kinderknochen verzeihen akrobatischen Leichtsinn, meine leider nicht mehr

Ich finde das ziemlich gemein. Warum können Kinder und Jugendliche einfach losspringen, sich für gewagte Salti und Schrauben in die Luft werfen, und nix passiert? Selbst wenn sie mal auf die Klappe fallen, stehen sie gleich wieder auf, lachen und stürzen sich in den nächsten akrobatischen Leichtsinn. Ich hingegen hüpfe nur ein wenig vorsichtig auf der Stelle und habe gleich für mehrere Tage Iliosakralgelenkschmerzenzerrungoderso, brauche heiße Bäder, Wärmesalbe und Ibuprofen. Nix gegen mein Alter, aber das ist nicht fair!

Sechs zentrale Beoachtungen zum Schluss

Doch genug gemeckert. Das Trampolinspringen hat trotzdem viel Spaß gemacht, und so möchte ich nun mit einer kleinen Liste von sechs zentralen Beobachtungen – auch zum Diabetesmanagement – schließen:

  1. Ich habe mich in Sachen Blutzucker dem Trampolinspringen wie jeder anderen unbekannten körperlichen Aktivität genähert, nämlich mit großzügig hohem Glukosewert (220 mg/dl beim Start). Das war auch gut so. Mein Zucker verlangte während der zwei Stunden Trampolinspringen dann noch nach drei medizinisch indizierten mittelgroßen Chocolate Chips Cookies und hatte sich nach dem Springen dann bei 145 mg/dl eingependelt.
  2. Meine beiden Freestyle Libre-Sensoren (ich trage zurzeit ja zu Testzwecken das FSL1 und das FSL2 parallel an beiden Oberarmen) blieben unversehrt, es gab keine Kollisionen mit anderen Springern. Ich fand die ganzen Kids in der Halle insgesamt auch ziemlich rücksichtsvoll – Angst machten mir in dieser Hinsicht eher ein paar wildgewordene Väter, die auf einmal ihr inneres Kind wiederentdeckten und mit Vollgas über die Sprungflächen tobten.
  3. Mit einer Pumpe hätte ich vermutlich mehr Sorgen gehabt, dass mir jemand den Katheter ausreißen oder sich im Schlauch verheddern könnte. Aber immerhin: Die offizielle Hallenregel, dass man aus Sicherheitsgründen keinen Schmuck, keine Uhren, keine Brillen etc. tragen sollte, wurde überhaupt nicht kontrolliert. Und so behielt ich mein iPhone in der Reißverschlusstasche meiner Sporthose, konnte zwischendurch meinen Zucker scannen und auf der Smartwatch auch Schritte für die Fitbit-Statistik sammeln (es wäre ja sonst auch schade um die schönen Schritte gewesen…). Möglicherweise wird das in anderen Trampolinhallen aber anders gehandhabt – wer Diabetestechnik am Körper trägt, sollte sich also im Vorfeld ein paar Gedanken dazu machen.
  4. Das Trampolinspringen hat mich daran erinnert, dass man bzw. frau ihr Beckenbodentraining nicht vernachlässigen (nähere Einzelheiten hierzu erspare ich euch) und am besten vor dem Springen einmal die Toilette aufsuchen sollte.
  5. Ich mag vielleicht ganz gut trainiert sein und diversen sportlichen Herausforderungen gewachsen. Doch Triathlon hin und Halbmarathon her, mein Körper ist halt bald 49 Jahre alt und damit verletzungsanfälliger als der eines Kindes. Gefällt mir nicht, aber muss ich wohl akzeptieren.
  6. Trotz meiner Verletzung und meiner fehlenden kindlichen Unbefangenheit muss ich sagen: Trampolinspringen macht riesig Spaß! Und ich hatte auch das Gefühl, dass es mit ein bisschen Übung ein super Ganzkörper-Training sein kann, das sich sehr positiv auf Balance, Rumpfspannung und Koordination auswirkt.

Wart ihr schon einmal Trampolinspringen? Wie haben eure Glukosewerte darauf reagiert? Wie habt ihr eure Diabetestechnik verstaut? Habt ihr euch mehr zugetraut als ich? Und seid ihr unverletzt aus der Halle rausgekommen? Ich bin gespannt, was ihr berichtet! 🙂

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