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#DBW2015: Blick in die Zukunft – Auf dem Weg zur Heilung des Diabetes bis 2025?

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Nein, an eine Heilung des Typ-1-Diabetes bis 2025 glaube ich nicht. Ganz sicher aber an Innovationen, die uns Diabetikern das Leben erleichtern, so dass wir durch unsere Stoffwechselstörung im Alltag noch weniger beeinträchtigt werden. Mein heutiger Beitrag zur Diabetes Blog Woche #DBW2015.

„Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“, dieses Zitat von Karl Valentin (oder auch Mark Twain, da sind sich die Experten nicht einig) kennt wohl jeder, der ein paar Freunde bei Facebook hat, die gern Bildchen mit bedeutungsschwangeren Sinnsprüchen posten. Aber es stimmt: Schließlich bin ich bis heute beim Laufen noch nie von einem Youngster auf dem Hoverboard überholt worden, das in den 1980er Jahren mal vorhergesagt worden war… Was also sagt der Blick in die Zukunft für uns Diabetiker?

Neue Technik, aber auch neues Denken

Zehn Jahre sind einerseits eine sehr kurze Zeit, wenn man weiß, wie lange es im Medizinbetrieb dauert, bis aus einem Forschungsansatz ein marktreifes Produkt und dann auch noch eine Kassenleistung wird. Andererseits gab es bereits in den gut fünf Jahren, die ich nun zum Kreis der Typ-1-Diabetiker gehöre, etliche Neuerungen, die durchaus einiges verändert haben. Ich denke da zum einen an technische Helferlein wie die erste schlauchlose Patch-Pumpe (Ominpod ), an die Kopplung von CGM-Systemen an Insulinpumpen (ich bin als „Pennerin“ beim Thema Pumpen nicht so firm, aber Ilka hat kürzlich diverse Insulinpumpen miteinander verglichen), neue Bolusrechner, die einem das leidige Kopfrechnen abnehmen , das Freestyle Libre oder an die Vernetzung von immer mehr Diabetikern über die sozialen Medien. Aber auch im Denken hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert. Diabetologen gehen immer mehr dazu über, mit ihren Patienten individuelle Therapieziele zu vereinbaren anstatt für jeden denselben Ziel-HbA1C-Wert und dieselben Ernährungsempfehlungen festzulegen (siehe aktuelle Leitlinien der DDG). Weil für jedes Individuum mit seinen ganz persönlichen Rahmenbedingungen und Erwartungen an das Leben in jedem Alter eben unterschiedliche Therapieziele sinnvoll sind.

Neue Technik, neue Gadgets, neue Medikamente

Wenn man es so betrachtet, können zehn Jahre eine ziemlich lange Zeit sein, in der sich vermutlich ebenfalls einiges ereignen wird, das unsere Sicht auf den Diabetes verändert. Beinahe täglich lesen wir über so viele spannende Projekte – angefangen bei der zuckermessenden Google-Kontaktlinse über neue schlauchlose Patch-Pumpen und Smartwatches, mit denen sich bald auch der Blutzucker überwachen lässt, über Berichte von Erfolgen mit dem Artificial Pancreas bis hin zur Stammzellforschung, die auf eine Ausschaltung der Autoimmunreaktion beim Typ-1-Diabetes abzielt  und über Osteoporosemedikamente, die totgeglaubte Betazellen wieder zum Leben erwecken.

Inselzellen am hyperaktiven Immunsystem vorbeischleusen

Ich persönlich setze ja die allergrößten Hoffnungen auf die Inselzelltransplantation oder die Ausschaltung der Autoimmunreaktion. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil dies einer Heilung am allernächsten käme. CGM-Systeme, Freestyle Libre und andere Monitoring-Systeme, selbst denkende Pumpen und auch der Artificial Pancreas sind zwar tolle technische Innovationen, aber sie sind eben Technik, von der ich als Diabetiker abhängig bin, um meinen Alltag störungsfrei zu meistern. Technik, bei der mal eine Batterie leer sein, ein Katheter verstopfen oder abknicken, ein Pflaster sich lösen oder allergische Reaktionen hervorrufen kann. Wenn es aber nun gelänge, das Immunsystem auszutricksen, damit es eben nicht mehr unsere insulinproduzierenden Betazellen kaltmacht… oder aus Stammzellen gezüchtete Inselzellen so geschickt in unsere Körper einzuschleusen, dass unser hyperaktives Immunsystem es nicht bemerkt und den Hund an der Kette lässt… Ja dann wäre das eine Innovation, die mich im Alltag meinen Diabetes vergessen ließe. Es würde mich nicht stören, gelegentlich meinen Zucker zu messen um zu prüfen, ob nicht doch so langsam eine Abstoßungsreaktion einsetzt. Ebenso wenig würde es mich stören, alle paar Jahre (?) ein paar Tage in einer Klinik zu verbringen, um den Bestand transplantierter Inselzellen wieder aufzustocken. Aber auch mit einem glukosesensitiven Insulin, wie es derzeit am Massachussetts Institute of Technology (MIT) erforscht wird wäre ich schon einmal sehr happy. Mal ehrlich: Es wäre doch überhaupt nicht weiter schlimm, wenn ich mir jeden Tag sagen wir einmal 30 Einheiten Insulin auf Verdacht spritzen müsste, die dann im Laufe des Tages genau dann zu wirken beginnen, wenn der Glukosespiegel steigt – aber eben nur dann.

Glukosewert, Regenwahrscheinlichkeit, nächster Stuhlgang

Ob solche Therapien, die sich im Alltag wie Heilung anfühlen, im Jahr 2025 schon Standard für alle GKV-versicherten Typ-1-Diabetiker sein wird? Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Und deshalb verfolge ich bis dahin halt interessiert weiter, was sich im Bereich der technischen Neuerungen so tut. Und da werden wir vermutlich noch so einiges erleben. In naher Zukunft gibt es mit Sicherheit verschiedene Apps, die mit dem Sensor des Freestlye Libre kommunizieren und die gemessenen Glukosewerte im Smartphone statt im Lesegerät dokumentieren. Und in ein bisschen fernerer Zukunft möglicherweise eine Uhr, die mir nicht nur meinen aktuellen Glukosewert, die Regenwahrscheinlichkeit und das vorausberechnete Volumen meines nächsten Stuhlgangs anzeigt, sondern die mich auch darüber informiert, dass zwei Tische weiter ebenfalls ein Diabetiker sitzt (und in welcher HbA1C-Liga er spielen). Mal schauen, bei welchem Trend ich dann mitmache und welchen ich einfach mal auslasse… 🙂

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