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Von wegen zuckerkrank – ein Blog über glückliches Leben, leckere Ernährung und Sport mit Typ-1-Diabetes

Meine erste OP mit Diabetes: Alles gut überstanden!

2 Kommentare

Eine Operation wegen eines schnellenden Daumens ist zwar kein komplexer Eingriff und dauert nur ein paar Minuten. Aber weil mein Chirurg ihn lieber in einer kurzen Vollnarkose durchführen wollte, war ich doch ein wenig nervös, wie meine Glukosewerte darauf reagieren würden.

Gestern nun habe ich mich unters Messer gelegt – und kann nur 24 Stunden nach der OP ganz offensichtlich schon wieder tippen. Und auch mein Diabetes hat mir das kleine chirurgische Abenteuer nicht übelgenommen. Nun muss nur noch die Wunde schön verheilen, dann ist alles wieder paletti.

Die Probleme mit meinem Daumen begannen vor ein paar Monaten. Er tat weh, wenn ich ein Marmeladenglas öffnen oder meinen Jeansknopf schließen wollte. Bei manchen Bewegungen spürte ich ein unangenehmes Schnappen, außerdem fühlte sich der ganze Daumen kraftlos und instabil an. In meiner Hausarztpraxis tippte man auf eine Rhizarthrose, also Gelenkverschleiß im Daumensattelgelenk. Der Chirurg diagnostizierte nach ein paar Fragen zu meinen Beschwerden und Abtasten bzw. Bewegungstests allerdings einen schnellenden Daumen, auch Schnappfinger genannt – im Fachjargon heißt das ganze Tendovaginitis stenosans.

Mit einem kleinen Schnitt das Ringband spalten und der Sehne Raum geben

Dazu kommt es, wenn die Beugesehne des entsprechenden Fingers verdickt ist (was wohl insbesondere bei Frauen in meinem Alter häufiger vorkommt) und nicht mehr problemlos durch das Ringband gleiten kann, das zur Führung der Sehnen dient. Forciert man die Bewegung, kommt es zu diesem unangenehmen Schnappen oder Durchfluppen, das ich auch bei meinem Daumen festgestellt hatte. Man kann da wohl eine Weile versuchen, durch Schonung und gezieltes Dehnen die Symptome zu lindern. Doch so richtig nachhaltig sei das nicht, erklärte mir mein Chirurg, denn sobald ich den Daumen wieder wie gewohnt nutze und belaste, kommen die Beschwerden wieder zurück. Ich fand, dann könne man ebenso gut gleich operieren und die Sache hinter sich bringen.

Die Operation wird ambulant durchgeführt und geht so: Um der verdickten Sehne mehr Raum zu geben, macht der Chirurg einen kleinen Schnitt und durchtrennt das Ringband, welches das Durchgleiten behindert und die Sehne reizt. Da es am Daumen noch zwei weitere Ringbänder gibt, ist die Führung der Sehne auch ohne das erste Ringband gewährleistet. Der Eingriff dauert nur ein paar Minuten und kann prinzipiell in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Mein Chirurg operiert einen Schnappdaumen aber lieber in einer kurzen Vollnarkose. „Unter einer Lokalanästhesie schwillt das Gewebe stärker an, und damit erhöht sich das Risiko, beim Durchtrennen des Ringbands versehentlich einen der beiden Daumennerven zu verletzen“, erklärte er mir. Speziell beim Daumen verläuft einer dieser Nerven nicht schnurgerade, sondern nimmt eine Kurve, die bei jedem Menschen ein bisschen variieren und daher ggf. auch ganz in der Nähe des geplanten Schnitts liegen kann. Weil dieser Nerv zentral für das Empfinden am ganzen Daumen ist, wollte ich ein solches erhöhtes Risiko natürlich nicht eingehen und stimmte der Vollnarkose zu.

Zur Not kann man über den Venenzugang Glukose verabreichen

Dank der tollen Möglichkeiten der modernen Anästhesie kann man eine solche Narkose punktgenau starten und den OP-Schlaf ebenso punktgenau wieder beenden. In meinem Fall also nur etwa 10 Minuten. Trotzdem braucht sie dieselbe Vorbereitung wie eine längere Narkose – ich musste also im Vorfeld zum Hausarzt, um mich komplett durchchecken zu lassen (EKG und diverse Blutwerte). Der Hausarzt erteilte mir zum Glück das Siegel ‚OP-tauglich‘ und schickte mich mit einem Stapel Zettel zum Anästhesie-Vorgespräch. Dort sprachen wir vor allem darüber, was die Narkose für meinen Diabetes bedeuten würde. „Das Narkosemittel selbst wirkt sich eigentlich gar nicht auf den Blutzucker aus“, meinte der Anästhesist. Doch manchmal steigt oder fällt er auch im Zusammenhang mit einer Operation – weil das nun mal das ist, was der Zucker oft ganz unvorhergesehen tut.

Wie vereinbarten, dass ich – wie alle anderen OP-Patienten auch – am Morgen nüchtern zur OP komme und bis 2 Stunden vor dem Eingriff maximal zwei Gläser Wasser, Tee oder Kaffee (ohne Milch und Zucker) getrunken habe. Sollte mein Nüchternwert zu niedrig ausfallen, wäre ein Schluck klarer Fruchtsaft erlaubt. Sollte der Wert bei OP-Beginn komplett aus der Reihe tanzen, könnte man über den Venenzugang Glukose (oder auch Insulin) verabreichen. Ansonsten versprach er aber darauf zu achten, dass keine der intravenös verwendeten Lösungen Glukose enthält. „Ich bringe Sie in den Schlaf, bleibe die ganze Zeit bei Ihnen und passe auf Sie auf, und hole Sie dann aus dem Schlaf zurück.“ Ich fand das alles sehr beruhigend.

Ein letzter Sensor-Scan – und ab in den OP!

Gestern also war der OP-Tag – und obwohl ich mich bei meinem Chirurgen und Anästhesisten gut aufgehoben fühlte, war ich dann doch ein bisschen nervös und schon um 4 Uhr morgens hellwach. Aber es lief alles wie am Schnürchen. Mein Nüchternwert war mit 105 mg/dl prima. Ich trank einen schwarzen Kaffee und ein Glas Wasser und freute mich auf das Butterbrot, das ich mir in den Auswachraum mitnehmen wollte. Denn normalerweise gehöre ich zu den Leuten, die nur sehr ungern auf ihr gewohntes Frühstück verzichten. In der OP-Praxis angkommen, musste ich mich bis auf die Unterhose ausziehen und bekam ich ein schickes OP-Hemd, Haarhaube und Füßlinge aus Plastik. Ich scannte ein letztes Mal meinen Sensorwert, bevor ich das iPhone mit allen anderen Sachen in meinem Spind verstaute, und teilte der Anästhesieschwester den Wert mit: 143 mg/dl. Ich vereinbarte mit ihr, dass sie mir gleich nach dem Eingriff das iPhone aus dem Spind holen würde, damit ich wieder messen kann.

In einem Vorbereitungsraum durfte ich mich auf ein Krankenhausbett legen und mit einer Bettdecke zudecken. Dann wurde erst mein rechter Arm markiert, um eine Verwechslung auszuschließen. (Schon beim OP-Gespräch hatte mich der Chirurg vorgewarnt, dass ich im Vorfeld mindestens dreimal gefragt werden würde, welche Seite operiert wird…). Links wurde mir ein Venenzugang für Narkosemittel (und bei Bedarf auch andere Medikamente) gelegt. Bei der Gelegenheit checkte die OP-Schwester gleich einmal meinen blutigen Wert, der bei 142 mg/dl und damit fast exakt gleich wieder Sensorwert lag. Um den Kreislauf zu stabilisieren, schickte man Kochsalzlösung durch den Venenzugang. Und dann ging es in den OP, wo mir eine Oberarmmanschette für die Blutsperre angelegt und noch einmal etliche Sachen gecheckt wurden, von denen ich kaum Notiz nahm, weil ich auf einmal doch sehr aufgeregt war und mein Herz raste. Jedenfalls hielt mir der Anästhesist eine Sauerstoffmaske vor Mund und Nase und bat mich, ganz normal zu atmen. „Und jetzt suchen Sie sich einen schönen Traum aus!“

Meinen Zucker hat die ganze OP überhaupt nicht interessiert

Als ich wieder wach wurde, lag ich im Aufwachraum und überlegte, ob mir die OP noch bevorstand oder ob ich sie schon hinter mir hatte. Meine rechte Hand war verbunden, also war offenbar schon alles vorbei. Ich wackelte mit dem Daumen, es ziepte ein bisschen, mehr Schmerzen hatte ich aber nicht. Die Anästhesieschwester brachte mir meine Handtasche mit meiner Brille, meinem iPhone, meinem Diabetestäschchen und meinem Butterbrot. Mein Glukosewert lag bei 119 mg/dl, und dir Kurve der vergangenen Dreiviertelstunde zeigte keinerlei Ausschlag nach oben oder unten. Meinen Zucker hatte die OP schlichtweg gar nicht interessiert. Großartig!

Nachdem ich im Aufwachraum mein Frühstück nachgeholt hatte und Chirurg sowie Anästhesist noch einmal nach mir geschaut hatten, konnte Christoph mich auch schon wieder abholen. Es kam mir zwar vor, als hätte ich eine kleine Raumfahrtmission hinter mich gebracht (so ein OP ist ja irgendwie ein kleines Universum für sich), aber es war tatsächlich erst 12 Uhr. Zu Hause gönnte ich mir erst einmal ein kleines Nickerchen um mein Schlafdefizit der vergangenen Nacht auszugleichen und die Nachwirkungen der Narkose hinter mir zu lassen. Die machten mir nämlich ein Gefühl, als hätte ich gerade eine unangenehme Hypo hinter mir. Ihr kennt das wahrscheinlich: Der Glukosewert ist wieder in Ordnung, aber man fühlt sich noch ein bisschen matschig im Kopf und wie in Watte gepackt. Am Abend rief mein Anästhesist nochmal an, um sich zu erkundigen, wie es mir nach der OP zu Hause ergangen war. Keine Probleme, alles in Ordnung. Wäre es anders gewesen, hätte ich ihn auch selbst auf seinem Handy anrufen können. Es ist schön zu wissen, dass man vom Anfang bis zum Ende von ein- und denselben Personen betreut wird!

Alles super verlaufen – Daumen hoch!

Heute war ich zum Verbandwechsel in der Praxis und konnte mir bei der Gelegenheit auch den OP-Schnitt und die zwei Nähte anschauen. Ich fand, dass der Schnitt schon ziemlich gut aussieht. Nur ein wenig Schwellung, keine Blutspuren, alles prima. Der Chirurg war auch sehr zufrieden mit dem Zwischenergebnis und zeigte mir, wie ich zu Hause selbst den Verband wechseln kann. Der Daumen tut bei ein bisschen Schonung kaum weg, das Tippen jedenfalls macht gar keine Probleme. Das ist für mich als freiberufliche Journalistin ja schon mal die halbe Miete. Ich brauche keine Schmerzmittel, kann mir die Schuhe selbst binden und mich auch sonst allein an- und ausziehen. Alles in allem habe ich nach diesem kleinen Eingriff auch deutlich kleinere Einschränkungen als Christoph, der ja vor zwei Wochen am Knie operiert wurde (ebenalls alles gut verlaufen!) und erst diese Woche wieder ohne Gehstützen laufen und Autofahren kann. Ich bin froh, dass ich die ambulante OP habe machen lassen – und dass mein Diabetes kein Spielverderber bei der Sache war. Daumen hoch! 🙂

2 Kommentare zu “Meine erste OP mit Diabetes: Alles gut überstanden!

  1. Schön, dass du es gut überstanden hast. Weiter gute Besserung. ✊🏼

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  2. Ich hatte vor ca. 6 Jahren eine OP im Krankenhaus am Arm (unbestimmte Entzündung dort). Auch bei mir (Kassenpatient) sprachen die Ärzte alles sehr sogfältig vorher ab. Die BZ-Werte waren vor, während und nach der OP eher unauffällig. – Gute Besserung Ihnen!

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