Mein Diabetes-Jahrestag rückt näher. Seit ich am 30. März 2010 die Diagnose Typ-1-Diabetes erhalten habe, sind mittlerweile schon elf Jahre vergangen. In diesem Jahr mache ich mir selbst anlässlich meines Diaversary ein ganz besonderes Geschenk: einen handgefertigten Gold-Anhänger in Form des Blue Circle, dem internationalen Symbol für Diabetes und die Diabetes-Community.
Vielleicht erinnert ihr euch ja noch, dass ich zum Weltdiabetestag im vergangenen November ein Foto meines Dekolleté gepostet habe, in dem ein solcher Blue Circle an einer Kette hing. Allerdings handelte es sich bei dem Anhänger „nur“ um den blauen Ring, den ich von meinem Diaversary-Pin abgeknipst hatte, damit ich ihn an eine Kette hängen und um den Hals tragen kann.
Den Diaversary-Pin erhalten alle Menschen mit Diabetes gratis, wenn sie sich unter www.diaversary.de anmelden und sich mit ihrem Diagnosedatum registrieren. Mit Pins habe ich es nicht so, da sie einem so schnell die Klamotten ruinieren. Deshalb war ich happy, dass mir zum Weltdiabetestag (an dem ich 2020 via Videostream einen kleinen Impulsvortrag zum Thema Selbsthilfe halten durfte) die Idee kam, dieses schöne und schlichte Symbol um den Hals zu tragen.

Mein Blue Circle-Pin 2020, für den Weltdiabetestag an die Kette gelegt…
Nun besteht der Diaversary-Pin natürlich nicht aus Edelmetall, sondern aus einfachem Blech mit einer Schicht Emaillelack. Da ich ein Faible für echten Goldschmuck habe, kam mir daher gleich der Gedanke, mir einen solchen Anhänger „in edel“ zuzulegen.
Allerdings gibt es aber bis dato keinen Shop, bei dem man derartiges „Diabetes-Merchandise“ erwerben kann. Also nahm ich Kontakt zu Goldschmieden in der näheren Umgebung. Und tatsächlich wurde ich quasi direkt vor meiner Haustür in Elmshorn fündig, wo der Goldschmiedemeister Kai Fischer im Flamweg 10 eine kleine, aber feine Werkstatt betreibt. Als ich in seinen Laden spazierte und ihm den Blechring als Vorlage zeigte, war ich noch der Meinung, dass ich gern einen Goldring mit einer Emailleschicht haben möchte, am liebsten beidseitig emailliert, damit man das Blau auch dann sehen kann, wenn sich der offene Ring an der Kette dreht.
Zwei Lagensteine für einen beidseitigen blauen Kreis?
Kai Fischer begutachtete die Vorlage, hörte sich meine Ideen an und ließ sich erklären, was es mit dem Blue Circle auf sich hat. „Spannende Sache, das ist ja mal ein ganz anderes Projekt!“, freute er sich. Doch was die Emaille anging, war er skeptisch: Es gebe nur noch wenige fachkundige Schmuck-Emailleure in Deutschland, und beidseitiges Emaille sei eine ganz besondere Herausforderung. Doch er hatte eine noch viel bessere Idee: Warum fertigen wir den blauen Kreis nicht aus einem blauen Lagenstein, wie er auch für klassische Siegel- bzw. Wappenringe gern verwendet wird? Die gebe es in verschiedenen Blautönen, da könne man doch lieber zwei Lagensteine in einem Goldrahmen einfassen – einen für die Vorder- und einen für die Rückseite. Allerdings müsse er dafür erst einmal mit einem Steinschleifer seines Vertrauens sprechen, ob die Idee so umsetzbar ist.
Ich fand seine Idee klasse. Nachdem Kai Fischer mit dem irgendwo in der Gegend um Idar-Oberstein ansässigen Steinschleifer auf der Website der IDF die exakte Farbe des Blue Circle gecheckt und über die mögliche technische Umsetzung gefachsimpelt hatte, mussten wir den Plan allerdings noch einmal abändern. Denn mit zwei Lagensteinen übereinander wäre der Anhänger viel zu dick geworden und hätte sich nicht mehr schön an einer Kette tragen lassen. So ein Lagenstein besteht unter der blauen Deckschicht nämlich aus einer schwarzen Schicht Onyx. Schleift man von dieser Schicht zuviel ab, kommt das darüberliegende Blau nicht mehr zur Geltung und verliert sein Strahlen. Also beschlossen wir, dass der Anhänger doch zwei verschiedene Seiten haben soll: eine goldene und eine blaue.
Erinnerungen an mein Schulpraktikum beim Goldschmied wurden wach
Der Goldschmied machte sich ans Werk: Er beauftragte den Steinschleifer (der auch erst einmal tüfteln musste, bis er die richtige Herangehensweise für das Projekt gefunden hatte – es war wohl das erste Mal, dass er einen Lagenstein mit einem Loch statt eines Wappens in der Mitte schleifen musste) und wartete auf das Ergebnis. Als der fertig geschliffene Lagenstein in seiner Werkstatt eingetroffen war, machte er sich an den Aufbau der umfassenden Goldschiene (die übrigens aus recycletem Gold aus der Scheideanstalt gefertigt wurde, das bereits im Umlauf war und nicht eigens für mein Schmuckstück unter fragwürdigen Bedingungen geschürft werden musste). Die Fotos, die er mir im Verlauf des Schaffensprozesses schickte, erinnerten mich an mein Betriebspraktikum in der 11. Klasse, das ich bei einem Goldschmied in meiner Heimatstadt Lemgo absolviert hatte. Nachdem ich seinerzeit drei Wochen lang den Profis über die Schulter geschaut und ein paar eigene kleine Projekte aus Messing gesägt, gelötet und geschliffen hatte, konnte ich mir ziemlich gut vorstellen, wie er da an meinem Anhänger werkelte.









Nachdem er den Anhänger im letzten Arbeitsschritt noch auf Hochglanz poliert hatte, konnte ich das tolle Schmuckstück vor ein paar Tagen in der Goldschmiedewerkstatt abholen. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Das Blau ist perfekt getroffen, und der Anhänger trägt sich sehr schön, wie ihr auf den folgenden Fotos sehen könnt. Nun habe ich also meinen Blue Circle als wunderschönes Schmuckstück aus Gold, und er ist schon jetzt mein absolutes Lieblingsstück. ❤




Ich kann hier leider nicht zu Kai Fischers Goldschmiede verlinken, weil er gar keine Internetseite betreibt. Ganz klassischer Handwerker, ist er auch ohne eigene Webpräsenz voll ausgelastet und braucht sich um Marketing nur wenig Gedanken zu machen. Wenn also jemand von euch nun auf die Idee kommen sollte, sich bei ihm ebenfalls einen solchen Anhänger fertigen zu lassen, dann müsst ihr seine Telefonnummer und Öffnungszeiten googeln und dann am besten persönlich in seiner Werkstatt vorbeischauen. Aber nicht alle auf einmal, immer schön der Reihe nach! 🙂
Ich für meinen Teil kann nun an meinem Diaversary nächste Woche meinen schönen neuen Anhänger tragen und mich an den Tag erinnern, an dem der Diabetes mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Wie ich meinen Diagnosetag und die darauffolgende Zeit erlebt habe, habe ich hier einmal aufgeschrieben. Es war kein schöner Tag. Ich würde meinem Diabetes auch heute sofort begeistert beim Kofferpacken helfen, sollte er sich wider Erwarten auf einmal verabschieden wollen. Doch ich sehe mein Diaversary auch positiv: als den Tag, ab dem ich dank Insulintherapie weiterleben durfte. Als den Tag, an dem sich für mich (so blöde der Diabetes auch ist) beruflich neue Wege öffneten und sich neue Kontakte und Freundschaften anbahnten, ich meinen Körper und seine normalen Funktionen viel mehr zu wertschätzen begann, der meinen Widerstandsgeist weckte („und ich mache eben DOCH, was ich will!“), der mir irgenwann sogar einen sportlichen Ehrgeiz bescherte, den ich ohne Diabetes nie entwickelt hätte. Diabetes ist Scheiße. Aber das Leben mit Diabetes ist es zum Glück nicht – und dafür bin ich dankbar.
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27. März 2021 um 23:55
Liebe Antje,
bei mir wird’s ähnlich lang her sein, vermutlich länger, bis zur Diagnosestellung hab ich 15kg Muskelmasse verloren, danach den Job, die Frau und fast alle sozialen Kontakte.
Einen Grund zu feiern sehe ich nicht.
Diagnosedatum mit Schmuck zu veredeln, na ja, Saat kann erblühen, Blumen verwelken, und wenn hätt ich Weißgold und Lapislazuli geordert.
Mag deinen positiven Blog trotzdem, nicht für alle ist“Typ 1″eine Chance.
Liebe Grüße aus Wien
Martin
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28. März 2021 um 17:54
Lieber Martin, es tut mir Leid, dass dein Diabetes dir so übel mitgespielt hat. Ich drücke dir die Daumen, dass sich auch für dich neue Wege auftun, die dich in eine gute Richtung führen. Liebe Grüße, Antje
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27. März 2021 um 17:44
Schöne Idee, sieht klasse aus!
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27. März 2021 um 16:06
Der Pin ist wirklich hübsch! 😉 👍
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27. März 2021 um 15:25
Sehr schicker Anhänger, coole Idee
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