Als ich 2019 den DDG-Medienpreis für meinen Beitrag über #LanguageMatters gewonnen habe, löste das zunächst eine kleine Welle des Interesses aus. Nachdem sie verebbt war, verschwand das Thema leider wieder in der Versenkung. Doch nun ist es wieder aufgetaucht – und scheint tatsächlich an Fahrt aufzunehmen.
Es ging im Frühjahr los. Ich erhielt eine Anfrage, ob ich Lust hätte, bei der diesjährigen JAPED Ende Juni – also der gemeinsamen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) – einen Vortrag über sensible Sprache und Kommunikation bei Diabetes zu halten. Ein virtueller Kongress, bei dem sich Kinderdiabetolog:innen und Kinderärzt:innen, aber auch nichtärztliche Mitglieder von Diabetesteams tummeln. Natürlich sagte ich zu.
Wer einen Gesundheitsberuf ergreift, verspürt meist den innigen Wunsch, anderen Menschen zu helfen. So geht es auch Diabetesberaterinnen. Doch nicht alle Patientinnen und Patienten lassen sich immer so bereitwillig helfen, wie die Leitlinien es vorsehen. Und dann machen sich schnell Frust und Überforderung breit.
Es war eine der allerletzten Sitzungen der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) im November 2019. Und obwohl sich wohl alle schon auf die Heimreise und ein entspanntes Restwochenende freuten, war diese Sitzung rappelvoll. Offenbar fühlten sich viele angesprochen von den Themen Selbstfürsorge bei medizinischem Personal und Teufelkreise in der Kommunikation mit Patientinnen und Patienten. Weiterlesen →
Sie leben zu Tausenden mitten unter uns: schlecht eingestellte Diabetiker, denen es an Therapietreue mangelt und die deshalb einer Lebensstilintervention zugeführt werden müssen. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man auf Kongressen lauscht und in Fachpublikationen liest, mit welchem Vokabular Diabetesprofis im Gesundheitswesen über ihre Patientinnen und Patienten berichten. An diesem Sprachgebrauch muss sich dringend etwas ändern.
Eine alte deutsche Volksweisheit bringt es schön auf den Punkt: „Wähle deine Worte mit Bedacht – bedenke stets der Worte Macht!“ Doch wenn es um Diabetes geht, begegnet einem hierzulande leider oft ziemlich gruseliges Vokabular (mehr konkrete Beispiele findet ihr weiter unten im Text, also bitte tapfer bis zum Ende durchhalten). Die Diabetes-Communitys im englischsprachigen Raum sind in diesem Punkt eindeutig weiter. Sie sammeln unter dem Stichwort #LanguageMatters nämlich seit einigen Jahren Anregungen für eine Sprache, die Menschen mit Diabetes nicht diskriminiert und stigmatisiert. Weiterlesen →
Die großen Organisationen der Diabetes-Selbsthilfe sind in erster Linie mit sich selbst beschäftigt und könnten ihre Ressourcen vermutlich deutlich besser nutzen und vor allem bündeln. So zumindest mein bisheriger Eindruck. Doch ich habe auch ein paar Ideen, wie klassische Selbsthilfe und Online-Community stärker aufeinander zugehen könnten.
Bei jüngeren Menschen mit Diabetes steht die klassische Selbsthilfe nicht besonders hoch im Kurs. Sie verbinden damit langweilige Treffen, Stuhlkreis und Vereinsmeierei. Die Online-Community mit ihren verschiedenen Facebook-Gruppen, Diabetes-Blogs und Community-Events kommt bei der jüngeren Generation dafür umso besser an. Das geht auch mir so, obwohl ich nun auch schon ein paar mehr Jährchen auf dem Buckel habe als der gefühlte Rest, der mich in meiner Diabetes-Filterblase umgibt. Weiterlesen →
Eckart von Hirschhausen zählt laut Wikipedia zur Gattung Moderator, Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian und Schriftsteller. Ich habe ihn nun zweimal bei verschiedenen Veranstaltungen live erleben und seinen Gedanken unter anderem zur Diabetestherapie lauschen dürfen. Das war zwar komisch, aber eigentlich nicht wirklich lustig.
Wer Eckart von Hirschhausen nur vom Zappen durch das TV-Programm kennt, weiß möglicherweise nicht, dass er studierter Mediziner ist. Bevor er begann, mit Bühnenshows durch die Republik zu tingeln, arbeitete er als Arzt in Berlin in der Kinderneurologie. Allerdings fiel ihm bei seiner Arbeit als Arzt auf, dass die Patienten, die ihn konsultierten, gar nicht diejenigen waren, die am dringendsten ärztlichen Rat gebraucht hätten. Das änderte sich auch nicht, als er nach einer Weiterbildung zum Wissenschaftsjournalisten eine Gesundheitssendung Hessischen Rundfunk moderierte. „Keine Zigaretten, mehr Gemüse, das Übliche eben – das predigte ich den Zuschauern jahrelang“, erzählt er, „doch es änderte sich nichts, weil nur die zuschauten, die ohnehin schon aufgeklärt und gesundheitsbewusst waren.“ Mit dieser Erkenntnis erklärte von Hirschhausen sowohl bei einer Weiterbildung für Medizinjournalisten Ende April in Mannheim, als beim Jahreskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Mitte Mai in Berlin seinen Wechsel vom seriösen ins komische Fach, oft in Unterhaltungsshows, aber gern auch im sogenannten Unterschichtenfernsehen. Weiterlesen →